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Produktsteckbrief

Im Untergrund

Bezeichnung Im Untergrund
Hersteller Ravensburger
B2B Info Vertrieb
Warengruppe Jugendbücher
Artikelnummer 34867
EAN Code 4005556348671
Alter von: 11 / bis 16
Verfügbar von / bis Mai 2002 /2005 -
Cirka-Preis 6,50 €
Marken Ravensburger
Lizenzthema
Folge17
AutorApplegate, Katherine
GenreScience Fiction
ZielgruppeJugendliche
Seitenzahl159
Sprachedeutsch
MaterialKarton/Papier

Beschreibung:

Im Untergrund

Unglaublich: Es gibt ein Mittel, die Yirks unschädlich zu machen! Handeln ist angesagt! Doch das bedeutet einen erneuten, hochriskanten Besuch im Yirkpool, im Untergrund ...

Leseprobe
Der Wind peitschte mir ins Gesicht. Ich reizte die Fluginstinkte des Adlers bis zum Letzten aus, um noch schneller zu werden. Es würde nie reichen.
Ich war praktisch Auge in Auge mit dem Mann, als er aus dem Gebäude sprang.
Für einen Moment schien er schwerelos in der Luft zu stehen - wie Wile E. Coyote in Road Runner. Auch bei dem geht's dann aber rapide abwärts.
Ich öffnete meine Fänge, streckte sie nach vorn und erwischte im Fallen seinen Hemdkragen. Sofort riss mich seine Geschwindigkeit mit und ich schlug meinen zweiten Fang hinein. Direkt um sein Schlüsselbein herum.
Ich glaube, ich hatte ihn ziemlich gut am Wickel, aber das war das geringste Problem. Ich breitete meine Flügel aus, aber ich hätte ebenso gut einen Regenschirm aufspannen können. Vielleicht würde er dadurch eine Meile pro Stunde langsamer.
Unbedeutend.
Dann kam Tobias angezischt. Er packte den linken Arm. Als Nächster kam Jake mit dem wahnsinnigen Tempo seines Wanderfalken. Er krallte sich hinten am Kragen fest.
Der Mann wurde langsamer. Aber nicht annähernd langsam genug.
< Gleitet zum Wasser! >, rief Tobias.
< Nein, nicht fliegen, ihr Deppen! Gleiten! >
Ich ließ Tobias die Deppen durchgehen. Wenn's ums Fliegen geht, ist er der Experte. Und es war alles schon ziemlich eng.
< Aaaaahhhhhhh! >, schrie der Mann so plötzlich, dass ich beinahe losgelassen hätte. Er starrte mich direkt an, sein linkes Auge vielleicht zwei Zentimeter von meinem rechten Auge entfernt. Er wirkte auf mich wie ein normal aussehender Typ mittleren Alters. Bis auf die Tatsache, dass er vor Angst herumschrie.
Jetzt kamen Cassie und Ax. Beide schlugen mit ihren Klauen zu. Als Letzter kam Marco und nahm Kurs auf das, was noch frei war, nämlich das Jackett des Mannes.
< Stellt eure Flügel parallel zu meinen >, rief Tobias. < Als würdet ihr waagerecht gleiten wollen, aber konzentriert euch weiter auf den Fluss! >
Sechs Raubvögel hielten diesen Mann, und er schrie. Aber seine Fallgeschwindigkeit war jetzt langsamer. Sogar deutlich langsamer. Trotzdem war er immer noch zu schnell, um einen Aufprall auf Beton zu überleben.
Aber immerhin.
Und wir bewegten uns vorwärts. Meter um Meter näherten wir uns dem Ufer. Wir fielen nach unten. Und schoben uns dabei weiter. Ich hätte fast gekichert. Das Ganze war wie ein bizarres geometrisches Problem. Die Summe der Winkelquadrate ? ob wir es schaffen würden?
Der Boden rauschte uns entgegen. Unter uns flitzten Autos vorbei. Dann ein Grünstreifen. Viel zu nah! Wir waren keine fünf Meter mehr über dem Boden. Da, das Ufer!
< Loslassen! >, rief Tobias. < Lasst los, aber achtet auf den Rückschlag! >
Wir ließen los. Der Mann fiel. Befreit von dem Gewicht, wirbelte ich unkontrolliert durch die Luft. Ich flatterte, drehte mich, flatterte noch etwas kräftiger und bekam dann doch irgendwie wieder die Orientierung. Oh. Das hatte Tobias also mit "Rückschlag" gemeint.
ZOOOOOM! Ich sauste so knapp über die Wasseroberfläche, dass mein Brustbein die Spitzen der kräuseligen Wellen streifte. Mit voller Flügelpower kriegte ich so gerade genug Gegenwind zum Abheben.
< Ah-HAH! Jaa! Oh, das war SO cool! >, jubelte ich. Dann beschlichen mich Schuldgefühle. < Alle Mann okay? > Ich wendete und suchte nach dem Mann. Auf dem Wasser war er nirgends zu sehen. Ich spähte in den trüben, schlammigen Fluss. In drei Meter Tiefe sah ich den Mann. Er ruderte wie verrückt mit den Armen, stieß Blasen aus und war total panisch.
< Das darf ja wohl nicht WAHR sein >, stöhnte ich. < Er steckt im Schlamm fest! Cassie und Marco! Wir sind doch angeblich Wasservögel! >
Ich stieß senkrecht ins Wasser. Was für ein cooles Gefühl. Eben noch warme Luft, im nächsten Moment kaltes Wasser. Dann war die Sache nicht mehr so cool.
Ich konnte nicht mehr mit den Flügeln schlagen! Das Wasser kam zwar nicht zwischen meine Federn, aber ich hatte angenommen, ich könnte unter Wasser irgendwie fliegen. Falsch.
Adler mögen ja tauchen und dicht unter der Wasseroberfläche fischen können, aber sie sind noch lange keine Enten.
< Cassie! Marco! Nicht! >, rief ich in Gedankensprache. < Was denn? >, sagte Marco. < Dass du verrückt bist, heißt nicht, dass wir es auch sind. >
< Rachel! Du musst morphen! >, sagte Cassie.
< Er kämpft um sein Leben! > Ich war schon dabei, mich zu verwandeln. Um von einem Morph in einen anderen zu wechseln, muss man immer zuerst durch seinen richtigen Körper. Da war ich also unter Wasser, ein sehr nasser Vogel, dessen Lungen schon brannten, und wurde von der Strömung mitgerissen.
Ich morphte, so schnell ich konnte. Angst macht verdammt schnell. Sobald ich merkte, wie meine menschlichen Arme und Beine wiederkamen, kämpfte ich mich zur Wasseroberfläche hoch.
Ich sah die silbrig schimmernde Grenze zwischen Luft und Wasser über mir und schwamm mit meinen mutierenden Gliedmaßen - gefiederte Stummel, halb Vogel, halb Mensch - der rettenden Luft entgegen. Ich streckte mein Gesicht aus dem Wasser.
< Aaarrrggghhh! >, schrie irgendwer. < Oh, mein Gott, was ist denn da los? > Ein paar Leute in einem kleinen Motorboot. Vermutlich waren sie wegen der Musik hier, die vom Planet Hollywood herüberkam. Ich atmete gierig und tauchte wieder nach unten.
< Ich glaube, da war eine Leiche! > Na danke, dachte ich. Hauptsache, das ist keine Prophezeiung. Ich konzentrierte mich auf meinen Delfinmorph. Ich hatte mich schon früher in einen Delfin gemorpht und besaß daher seine DNS. Jetzt war ich eine gruselige Mischung aus Mensch und Delfin. Graue Gummihaut, Beine, die zu einem Schwanz verschmolzen, und Hände, die gerade Flossen wurden.
Ich beeilte mich, wieder zu dem armen Selbstmörder zu kommen. Obwohl ich jetzt eigentlich kein Mitleid mehr für ihn empfand, sondern wirklich verärgert war. Ich meine, was bringt es, sich das Leben zu nehmen? Warum raffen manche nicht, dass man lebendig wenigstens noch irgendeine Hoffnung hat - im Unterschied zu null Chance, wenn man tot ist?
Außerdem verpasste ich jetzt die Modenschau.
Es war ein bizarres Bild, als er so plötzlich vor meiner Delfinschnauze auftauchte. Bis zu den Oberschenkeln im Schlamm versunken. Er hatte sich ein Stück befreit, steckte aber noch immer viel zu tief im Schlamm. Und jetzt war er fast regungslos.
Aber er würde zum Teufel bestimmt nicht sterben, wenn ich diesem dummen Kerl helfen konnte. Ich bohrte meine Schnauze in sein Kreuz, bog ihn nach hinten, bis er praktisch auf mir lag und schlug wie verrückt mit meiner Schwanzflosse.
Er löste sich mit einem glucksenden Geräusch. Eine Schlammwolke wirbelte hoch. Ich drückte ihn zur Oberfläche und stupste ihn ans Ufer.
Kräftige Männerarme griffen nach ihm und zerrten ihn an Land. Sehr kräftige Männerarme.

Aus der Reihe: Animorphs (HC-Bücher)

Format: 14 x 21 cm