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Produktsteckbrief

Der Raub

Bezeichnung Der Raub
Hersteller Ravensburger
B2B Info Vertrieb
Warengruppe Jugendbücher
Artikelnummer 34855
EAN Code 4005556348558
Alter von: 10 / bis 16
Verfügbar von / bis Okt 1998 /2005 -
Cirka-Preis 6,50 €
Marken Ravensburger
Lizenzthema
Folge5
AutorApplegate, Katherine
GenreScience Fiction
ZielgruppeJugendliche
Seitenzahl152
Sprachedeutsch
MaterialKarton/Papier

Beschreibung:

Der Raub

Um ihren Verfolgern in einem Supermarkt zu entkommen, steigen die Animorphs in einen Meerwassertank. Dort morphen sie sich in Hummer.

Leseprobe
Ich hätte wahrscheinlich einfach losgeschrien und nie mehr aufgehört. Aber ich besaß keinen Mund mehr, auch keine Kehle oder Stimmbänder.
Dafür hatte ich vier Beinpaare. Und zwei riesige Scheren. Ich konnte sie auch sehen, irgendwie. In meinen Hummeraugen gaben sie ein gebrochenes Bild ab. Vom Rest von mir sah ich nicht viel. Allerdings erkannte ich andere Hummer im Wasser. Ich hatte große Angst. Fressen. Fressen. Töten und fressen. Das Hummerhirn brach plötzlich durch und rebellierte gegen mein menschliches Bewusstsein. Es kannte nur zwei Gedanken.
Fressen. Fressen. Töten und fressen.
Ich erhielt Meldungen von Sinnen, die ich nicht mal ansatzweise verstand. Meine superlangen Fühler registrierten die Wassertemperatur, die Strömung und Erschütterungen. Aber ich wusste nicht, was irgendeine dieser Meldungen bedeutete. Meine Augen waren zuerst nahezu nutzlos. Sie zeigten gebrochene, unglaubliche Bilder in völlig unbekannten Farben. Weit vor mir über den Scheren sah ich meine Fühler. Und hinter mir konnte ich eine gekrümmte, bräunlich blaue Oberfläche mit Buckeln und Beulen drauf erkennen. Mein Körper! Kein gutes Gefühl. Das war mein Rücken. Meine harte Schale. Ich konnte überhaupt nicht nach unten schauen und meinen Bauch betrachten oder die behaarten Schwimmfüße, die eifrig nach hinten unter meinen Schwanzfächer ruderten. Auch meine acht spinnenartigen Beine konnte ich nicht sehen, aber dafür fühlte ich, wie sie mich plötzlich vorantrieben und ich mühelos über den Glasboden des Beckens krabbelte.
< Jake? >, rief ich. < Ja. Ich bin hier >, sagte er. Er hörte sich zittrig an. < Bist du okay? >
< Ja. Trotzdem ist das hier nicht mein Lieblingsmorph. > < Meiner auch nicht >, stimmte ich zu. Es tat gut, mit ihm reden zu können. Ich meine, man würde sonst wahrscheinlich den Verstand verlieren.
< Ax? >, rief Jake. < I. ich bin hungrig. Dieses Tier will fressen >, antwortete Ax.
< Ja, gut, das ist ziemlich normal für Morphs >, sagte ich. < Außer Nahrung interessiert die meisten Tiere kaum etwas. Ich glaube nicht, dass Hummer besonders clever sind. > < Er will Beute fnden >, sagte Ax erstaunt. < Ich weiß. Wer hätte gedacht, dass Hummer Beutejäger sind? > Ich sah einen Hummer dicht neben mir. < Bist du das, Jake? Wackel mal mit deiner linken Schere. > Die Schere rührte sich nicht. Mir fiel auf, dass dieser Hummer ein Gummiband um seine Schere trug. Keiner von uns hatte Gummibänder. Gummibänder waren nicht Bestandteil der Hummer-DNS.
Links sah ich einen Hummer ohne Gummibänder. Und dahinter noch einen. Das waren wir drei. Im Bassin trieben oder lagen noch ein halbes Dutzend Hummer mit gebundenen Scheren.
< Wo wir gerade von Angst reden >, sagte ich. < Kann jemand aus dem Becken raussehen? >
< Bloß Schatten >, sagte Jake. < Was für erbärmliche Augen. >
< Ja, noch schlechter als eure Menschenaugen >, kommentierte Ax. < Das ist echt unheimlich >, sagte ich. < Ich hatte noch nie zuvor ein Exoskelett. > < Die Scheren sind aber ganz ausgezeichnet >, sagte Ax. Ich sah, wie er sie auf- und zumachte. < Ax? >, sagte Jake. < Du sagst, du kannst präzise die Zeit nehmen? Dann fang mal an. >
< Ja, Prinz Jake >, sagte Ax. < Bis jetzt sind zehn von euren Minuten verstrichen. > < So viel? > Ich war überrascht. < Zehn Minuten? Die Bullen müssten doch inzwischen hier drin sein. >
< Das Gleiche dachte ich auch >, sagte Jake. < Wir warten besser, solange wir können. Dicht bis an die Zwei-Stunden-Marke ran > , sagte ich. < Obwohl ich wirklich nicht länger als unbedingt nötig in diesem gruseligen Morph bleiben will. > Laut Ax war eine Stunde vergangen, als es passierte. Ich fühlte eine merkwürdige Störung im Wasser. Etwas Großes war hineingeplatscht. Ich spürte etwas über mir. Bevor ich denken oder reagieren konnte, fühlte ich einen Druck auf meiner Schale. Ich sauste nach oben durch das Wasser. Jemand hob mich in die Höhe.
< Jake! Irgendwas hat mich! > Plötzlich der Schock! Ich war außerhalb des Wassers. Trockenheit. Hitze. Meine Fühler schwenkten wild umher, während ich zu begreifen versuchte. Meine Augen nahmen nichts wahr außer grellem Licht und riesigen, undeutlichen Schatten. Etwas Großes schloss gewaltsam meine rechte Schere. Ich konnte sie nicht öffnen. Dann meine linke. Gummibänder! Außerhalb des Wassers konnte ich sie nicht sehen. Ich war nahezu blind. Aber ich wusste, was passiert war. Jemand hatte mich herausgehoben und mir die Scheren mit Gummibändern zugebunden. Dann rutschte und purzelte ich gegen Dinge, die ich als andere Hummer identifzierte.
< Jake! Bist du auch hier drin? > < Ja, aber frag mich nicht, was das bedeutet. Ich kann wirklich kaum noch irgendwas sehen oder hören. >
< Sind sie's? Sind es Controller? > Etwas sehr Kaltes fiel auf mich und verteilte sich um meinen Körper. Eis? Eine Zeit lang hatte ich das Gefühl, wie auf einer Schaukel vor und zurück zu wippen.
< Ax? >
< Ja, Marco. Ich bin auch da. Was geht hier vor? >
< Da fragst du mich zu viel >, sagte ich. < Vielleicht haben uns die Cops. Vielleicht auch die Controller. Ich weiß es nicht. >
< Lass uns so lange gemorpht bleiben, wie es geht >, sagte Jake. < Vielleicht kriegen wir's raus. Aber wenn uns die Controller geschnappt haben, werden wir uns todsicher nicht zurückmorphen wollen. > Das Eis schien mich schläfrig zu machen. Oder eigentlich nicht schläfrig, bloß langsam. Träge. Ich bin wohl für eine Weile weggedöst gewesen. Ich weiß nicht, wie lange, bis ich plötzlich hellwach war und Ax' schläfrige Stimme in meinem Kopf sagen hörte: < Wir haben nur noch sieben Minuten. >
Das schreckte mich auf. Ich war nicht gewillt, den Rest meines Lebens als Hummer zu verbringen.
< Okay, ich will raus aus diesem Morph. Mir egal, wer dabei zuschaut >, rief ich. < Einverstanden >, sagte Jake. < Die Zeit ist um. Wir müssen es wagen. >
< Wenigstens ist es jetzt wärmer >, sagte ich. Ich versuchte mich umzusehen, doch meine Fühler meldeten nichts in der Luft. Und meine Augen sahen nur bedeutungslose, verschwommene, graue Formen. Ich konzentrierte mich auf die Rückverwandlung. Und ich fragte mich, ob ich meine Menschenaugen zumachen konnte, wenn Jake wieder zu Jake wurde. Ich wollte ihm und Ax wirklich nicht beim Zurückmorphen zusehen. Einmal war genug. Schon allein davon würde ich einen Monat lang Albträume haben.
< Los geht's >, sagte ich und begann mit meiner Rückverwandlung. Doch genau in diesem Moment bemerkte ich erneut ein Druckgefühl auf meiner Schale. Meine Scheren kamen frei. Jemand oder etwas hatte die Gummibänder entfernt. Und plötzlich spürte ich um mich herum eine verräterische Wärme aufsteigen. Dampf.
< Oh nein! >

Aus der Reihe: Animorphs (HC-Bücher)

Format: 14 x 21 cm