„Gaming ist längst ein fester Bestandteil des Alltags“: Lucie Benz über „TOGGO GG“

10.10.2025 BRANDORA
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„TOGGO GG“ (Good Games) greift den bereits langanhaltenden Trend der Let’s Plays für eine junge Zielgruppe auf und hat sich als Gaming-Format auch im linearen TV etabliert. Das Programm für Kinder erreicht die Zielgruppe so gut, weil es ihre Sprache spricht. Wir unterhielten uns mit Lucie Benz, Leiterin für Daily Content bei SUPER RTL, über Trends, den kreativen Umgang mit der Community und die Anerkennung von Gaming in der heutigen Zeit.

Seit wann gibt es „TOGGO GG“ und wie ist die Entwicklung verlaufen?

„TOGGO GG“ gibt es seit September 2023. Angefangen haben wir damals auf YouTube, was natürlich ein ziemlich hart umkämpftes Umfeld ist. Das Wachstum war daher eher langsam, aber es steigt immer noch stetig in die Höhe. In der TOGGO App hingegen, wo ausschließlich Kinder unterwegs sind, konnten wir sehr schnell durchstarten. Seit Sommer 2025 liegt GG dort in vielen Wochen sogar auf Platz 1 in der Nutzung über alle Formate hinweg.

Seit Herbst 2024 ist „TOGGO GG“ außerdem auch im TV zu sehen, zunächst als Testlauf. Das war für uns spannend, weil das Format ja eher YouTube-typisch ist und weniger klassisch fürs Fernsehen produziert wird.

Besonders stolz sind wir darauf, dass wir unsere eigenen Creator:innen etablieren konnten. Auf Touren sehen wir inzwischen echten Fankult. Teilweise stehen Kinder anderthalb Stunden in der Schlange, um ein Autogramm von unseren „Stars“ zu bekommen.

Ihr habt mit eurem TV- und Streaming-Format „TOGGO GG“ ein Angebot für Kinder geschaffen, das das Internet-Phänomen „Let’s Plays“ aufgreift. Wie kann man sich den Casting-Prozess vorstellen, den die Gamer durchlaufen haben, die für „TOGGO GG“ vor der Kamera stehen?“

Einen richtigen Casting-Prozess gab es bei uns nie. Nur Pauline, eines unserer GG-Gesichter, haben wir auf YouTube entdeckt und angesprochen. Alle anderen Hosts stammen direkt aus unserem Team. Wir haben von Anfang an gesagt, dass es reicht, wenn jemand Gamer ist, Gaming liebt und mit echter Begeisterung dabei ist. Authentizität ist in diesem Umfeld wichtiger als ein perfektes Auftreten vor der Kamera.

Das sieht man auch an unseren Hosts. Pachuco war vorher Social Media Manager, Carsten Projektleiter für Games, JuKi Radio-Journalistin, Sanel und Danyal Volontäre bei TOGGO. Nur Pauline haben wir gezielt gesucht, um ein zweites weibliches Gesicht im Team zu haben. Damit zeigen wir auch: Jede*r kann zum Star werden, wenn Leidenschaft und Authentizität stimmen.

Wie gestaltet sich bislang das Feedback der Kinder bzgl. „TOGGO GG“. Gibt es für die zuschauenden Kinder die Möglichkeit, mit den Let’s-Playern in Kontakt zu treten?

Die Resonanz ist riesig. Unsere Community ist in den letzten zwei Jahren enorm gewachsen. Auf YouTube treten die Kinder mit uns in den Kommentaren in Kontakt, in der TOGGO App gibt es ein „Stell uns eine Frage!“-Formular, das extrem rege genutzt wird. Viele Fragen greifen wir direkt in Shorts, Videos oder auch im GG-Podcast auf.

Außerdem geben uns die Kinder selbst jede Menge Gaming-Tipps. Gerade bei Spielen wie Minecraft sind wir Hosts selbst noch am Lernen, und das gefällt den Kids total, weil sie uns überlegen sind und ihre Stars so noch nahbarer werden. Dazu kommen unzählige Fanbriefe, Basteleien und kleine Geschenke. Solche Momente rühren uns regelmäßig zu Tränen und erinnern uns jeden Tag daran, warum wir diesen Job machen.

Erfährt Gaming deiner Meinung nach heute mehr Anerkennung von Seiten der Eltern und Lehrinstitutionen als es früher der Fall war?

Definitiv. Gaming ist längst ein fester Bestandteil des Alltags. Quer durch alle Altersgruppen und sozialen Schichten. Viele Eltern und Lehrer:innen haben ja selbst eine Gaming-Historie, sind mit Gameboy, Tetris oder Super Mario groß geworden. Heute ist Gaming nicht nur Hobby, sondern auch ein echter Zeitkonkurrent zu Serien, Filmen oder Musik. Die eigentliche Herausforderung liegt weniger im „Ob“ als im „Wie viel“. Gaming kann ein ziemlicher Zeitfresser sein, und da machen sich Eltern natürlich Sorgen um die richtige Balance. In unserem Podcast greifen wir diese Perspektiven auf, sprechen über Chancen und Grenzen und betonen: Gaming ist eine geile Sache, aber es darf nicht das reale Leben mit echten Erlebnissen und dem Zusammentreffen mit anderen ersetzen.

Was sind die Zukunftsperspektiven von „TOGGO GG“? Steht außer Frage, dass es weitergeführt wird?

Momentan veröffentlichen wir pro Woche zwei längere Videos, einen Podcast und rund sieben Shorts. Unsere Zahlen zeigen ganz klar, dass die Kinder noch viel mehr Content schauen würden, als wir aktuell produzieren. Deshalb wollen wir perspektivisch weiter ausbauen.

Unser Format ist sehr flexibel. Wir arbeiten ohne große Redaktionen oder externe Produktionsfirmen. Ideen kommen direkt aus dem Team und werden unmittelbar umgesetzt. Diese Geschwindigkeit und Nähe machen „TOGGO GG“ zukunftsfähig. Davon sind wir überzeugt.

Wie würdest du den pädagogischen Mehrwert des Formats zusammenfassen?

Einen klassischen pädagogischen Auftrag verfolgen wir nicht. Das sollen lieber Expert:innen beurteilen. Aber wir wissen, dass Kinder bei uns nicht nur das Zocken sehen, sondern vor allem, wie wir als Team miteinander umgehen. Freundschaft, Respekt, Zusammenhalt, all das prägt unsere Inhalte.

Bei TOGGO stehen Werte wie Vielfalt, Weltoffenheit und Demokratie im Vordergrund. Kinder sollen bei uns Content auf Augenhöhe erleben, ohne erhobenen Zeigefinger. Wir wollen sie ermutigen, an sich selbst zu glauben, auch wenn man mal verliert oder scheitert. Denn am Ende geht’s nicht ums perfekte Gewinnen, sondern ums gemeinsame Erleben.

Mario Kart, Minecraft, Roblox: Wie wird die Spieleauswahl getroffen? Steht im Vordergrund, dass das jeweilige Game trendet?

Wir orientieren uns an Mainstream-Titeln, die viele Kinder ohnehin spielen. Klassiker wie Minecraft, Mario Kart, Fortnite oder FC26. Gleichzeitig schauen wir kritisch hin. Roblox zum Beispiel haben wir bewusst aus dem Programm genommen, weil die Plattform in Sachen Kindersicherheit nicht ausreichend handelt.

Neben den großen Titeln stellen wir in Formaten wie „First Try“ oder unseren News auch Indie-Games oder kleinere Spiele vor. Uns ist wichtig, die ganze Vielfalt abzubilden und den Kids auch über den Mainstream hinaus neue Welten zu zeigen.

Werbung: Wie wird mit dem Thema bei euch umgegangen?

Inhaltlich arbeiten wir komplett redaktionell und schauen uns alle Spiele kritisch an. Am Ende spielen wir ohnehin die Games, die Kinder zu Hause längst kennen und lieben. Klar ist aber auch: Auf externen Plattformen wie im TV oder auf YouTube gibt es natürlich Werbung. Das ist Teil des jeweiligen Umfelds.