Fokus auf die Zielgruppe: Forschungs-Insights zur Mediennutzung von Kindern
Wer Kinder mit Lizenzprodukten begeistern will, muss auch wissen, wie und auf welchen medialen Kanälen man sie am besten erreicht. Das ist gar nicht so einfach, denn im digitalen Zeitalter verändert sich die Mediennutzung rasend schnell.
Im Rahmen der Fachveranstaltung „Kinderwelten“ hat Birgit Guth, Head of Insights & Analytics Kids bei RTL Deutschland, den aktuellen Status-quo beschrieben.
Wenn man das mediale Umfeld betrachtet, wachsen Kinder heute in einer anderen Welt auf als noch vor wenigen Jahren. Zwar war ihre Mediennutzung immer schon von kontinuierlichen Veränderungen geprägt, doch hat die COVID-19-Pandemie diese Entwicklung beschleunigt. Neue Plattformen etablierten sich, und Kinder erweiterten ihre digitalen Fähigkeiten, während Eltern versuchten, die Nutzung so gut wie möglich zu regulieren. Das Zeitbudget für Medien als Hauptaktivität an einem typischen Tag ist bei den Drei- bis 13-jährigen seit 2019 um etwa 10 Minuten auf 204 Minuten gewachsen. Dabei zeigt sich ein Anstieg in der Nutzung von Internet und Social Media von 43 auf 63 Minuten.
Die meisten Kinder zwischen drei und 13 Jahren wachsen in einem Haushalt auf, der mit diversen Abspielgeräten ausgestattet ist: von TV und Tablet über Spielekonsolen und Smartphones bis hin zum PC. Mit Smartspeakern und Audioboxen kommen auch immer wieder neue Geräte hinzu, über die Kinder mit Medieninhalten und Lizenzmarken in Kontakt kommen. Seit der Pandemie ist ein Trend erkennbar, dass Kinder mehr persönliche Geräte besitzen als vorher, insbesondere im Bereich der Smartphones, Spielekonsolen und Fernseher.
Das Handy dient dabei als zentraler Knotenpunkt, um alle Arten von Medien zu nutzen und soziale Kontakte zu pflegen. Youtube ist der dominierende Kanal, gefolgt von WhatsApp, während auch die Bedeutung von TikTok zunimmt. Nicht zuletzt spielt Gaming eine zunehmend wichtige Rolle, auch um sich in der digitalen Welt mit Freunden auszutauschen.
Geht es um den Medienkonsum im Familienverbund, ist nach wie vor der Fernseher das zentrale Element. Auch wenn Streaming-Angebote mit individuell und zeitlich flexibel konsumierbaren Inhalten seit 2019 stark an Relevanz gewonnen haben, bleibt das lineare Kinderfernsehen bei Kindern von drei bis 13 Jahren beliebt.
So wird der Wandel der Kindheit unter anderem in den folgenden Entwicklungen deutlich:
- Während früher viele Eltern die Nutzung von Kinderfernsehen in jungen Jahren kritisch sahen, ist die Akzeptanz inzwischen gestiegen. Dadurch haben schon kleine Kinder heute mehr Gelegenheit zum Medienkonsum.
- Außerdem steht Kindern heute ein viel breiteres Angebot an Content zur Verfügung. Früher waren sie auf kuratierte Fernsehsendungen beschränkt, heute bieten das Internet, Streaming-Dienste und soziale Medien endlose individuelle Möglichkeiten.
- Die Verfügbarkeit von Content jederzeit und überall hat dazu geführt, dass Kinder heute seltener Langeweile erleben. Durch die Vielzahl von Unterhaltungsangeboten können sie ihre Zeit abwechslungsreich gestalten. Sie lernen, sich eigenständig zu beschäftigen und ihre Interessen in einem vielfältigen Spektrum von Inhalten selbst zu entdecken.
- Digitale Games dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern auch als sozialer Kitt. Sich innerhalb des Spiels mit anderen Gamern auszutauschen, fördert Interaktionen und stärkt das Gemeinschaftsgefühl.
- Fernsehen als Familienritual: Das gemeinsame Schauen von Filmen oder Serien fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und bietet Raum für kollektive Erlebnisse. Familien nutzen es bewusst als Möglichkeit, Zeit miteinander zu verbringen und Interessen zu teilen.
Der komplette Vortrag von Birgit Guth ist hier als Video abrufbar. Einfach auf „+ Der Wandel der Kindheit“ klicken.