Entscheidung über neuen BIG-Eigentümer ist gefallen


BIG-SPIELWARENFABRIK - News 26.März 2004

 
Das Tauziehen um die renomierte BIG-Spielzeugfabrik ist beendet. BIG-Anwalt Rainer Heimler teilte gestern mit, dass die Entscheidung über den neuen Eigentümer gefallen sei. Auf einer Pressekonferenz am kommenden Dienstag wird der Käufer der Öffentlichkeit vorgestellt. Einem Bericht der "Nürnberger Nachrichten" zufolge handelt es sich bei dem Käufer um die bereits im Vorfeld hoch gehandelte Simba-Dickie-Gruppe.

Simba-Dickie Firmensprecher Andreas Schmitt gibt sich noch zurückhaltend. "Wir rechnen uns etwas aus, das ist klar", noch sei aber nichts unterschrieben. Enttäuschung herrscht dagegen bereits in Coburg bei "Rolly Toys". Firmeninhaber Frank Schneider sagte auf ddp-Anfrage, seine Firma sei "leider nicht" zum Zug gekommen. "Wenn die Firma verkauft ist, dann nicht an uns", so Schneider.

Das "Bobby-Car", die Erfindung des BIG-Gründers Ernst A. Bettag, ist weltweit bekannt und ist wohl das meistverkaufte Kinderfahrzeug auf dem Globus. Das Rutscherfahrzeug steuerte 2002 rund ein Drittel des Firmenumsatzes von 22 Millionen Euro bei. Das Markenzeichen des Unternehmens, die 1966 entworfenen Büffelhörner, ragt überdimensional von der Fassade der laut BIG "modernsten Spielwarenfabrik der Welt". Im April 1998 war das alte BIG-Werk in Fürth-Stadeln durch ein Feuer vernichtet worden. Mitbewerber boten an, BIG über die Produktionsengpässe zu helfen, Kunden und Handelspartner blieben treu und so liefen bereits im Dezember 1998 mehr Bobby Cars von den Bändern als vor dem Brand. Innerhalb von 16 Monaten war in Burghaslach ein modernes Zweigwerk entstanden, die neue Produktionszentrale von BIG.

Fünf Jahre später, wieder im April, ereilte BIG ein neuer Schicksalsschlag, Ernst A. Bettag war im Alter von 74 Jahren verstorben, ohne einen konkreten Nachfolger zu bestimmen. Die Witwe und Erbin Charlotte Bettag wollte das Unternehmen zunächst mit den beiden Geschäftsführern Jürgen Schröpf (kaufmännischer Bereich) und Michael R. Raum (technischer Bereich)im Sinne des Firmengründers weiterführen. Im Juli 2003 wurde der älteste der drei Söhne, Claus Bettag, für die Bereiche Strategie und Unternehmenskommunikation, in die Firmenleitung geholt. Planmäßig sollte das neue BIG-Werk ausgebaut und bis Herbst 2003 der zweite Bauabschnitt fertiggestellt werden. Doch es gab wahrscheinlich interne Probleme. Claus Bettag schrieb daraufhin einen Businessplan und legte seiner Mutter ein Übernahmeangebot vor, das - laut Spiegel - bei geschätzten zwölf Millionen Euro lag.

Der progressive Sohn hatte wohl keine Chance, denn inzwischen hatten sich einige Berater um seine Mutter geschart und ihr offenbar die Simba-Dickie-Gruppe ans Herz gelegt. Schnell stieg die Zahl der Kaufwilligen weiter an, neben "Rolly Toys" wurden noch der Nürnberger Spielwarenimporteur Willi Paneutz gehandelt, der die deutsche Vertretung des chinesischen Spielwarenherstellers "Silverlit" führt. Die ebenfalls in diesem Zusammenhang genannte Firma "Playmobil" dementierte Übernahmespekulationen.

Simba-Dickie erzielte 2003 einen Umsatz von 276 Millionen Euro und beschäftigt 580 Mitarbeiter, davon 330 in Deutschland. Das Unternehmen lässt überwiegend in China fertigen. Für die Produktion in Burghaslach fehlen moderne, große Spritzgussmaschinen, die der Neuinvestor erst für teures Geld nachrüsten müsste. Laut Simba-Dickie-Sprecher Schmitt seien hierzu "Anschlussinvestitionen" in Höhe eines einstelligen Millionenbetrages notwendig. Diese und die Kaufsumme "von 12 bis 15 Millionen Euro" machten BIG, gemessen am Umsatz von zuletzt 22 Millionen Euro im Jahr 2002, zu einem "teuren Investment". Außerdem fordere BIG-Erbin Charlotte Bettag eine Arbeitsplatzgarantie für die 170 BIG-Arbeiter und ein Bekenntnis zum Standort Burghaslach.