BVS - Kommt 2004 der Aufschwung?

Bundesverband des
Spielwaren-Einzelhandels e.V.

5. November 2003
 

Auf der traditionellen Jahres-Pressekonferenz der Spielwarenbranche in Nürnberg erläuterte Willy Fischel der Geschäftsführer des Bundesverbandes des Spielwaren-Einzelhandels (BVS), die Lage des deutschen Spielwaren-Einzelhandels:

Nach einer aktuellen Befragung bei allen Vertriebswegen rechnet der BVS für 2003 mit einem Umsatzergebnis von etwa 3,2 Milliarden Euro zu Endverbraucherpreisen. Dieses Ergebnis entspricht in etwa dem Umsatz von 2002. Diese Stabilisierung wäre unter den gegebenen Rahmenbedingungen als großer Erfolg zu werten. Bei einer differenzierteren Betrachtung der Vertriebswege vom klassischen Fachgeschäft über das Warenhaus bis zum Versender bestätigt sich der Trend zur Firmenkonjunktur. Ebenso vielfältig sind die individuellen Betriebstypenkonzepte - ob Vollsortimenter, "Modelleisenbahner" oder Elektronik-Spezialist.

Auch wenn die Talsohle in 2003 erreicht zu sein scheint, hat sich die Stimmung im Spielwaren-Einzelhandel seit Jahresbeginn nicht überall gebessert. Und der vereinzelt anzutreffende Konjunkturoptimismus spiegelt in vielen Fällen mehr die Hoffnung an den baldigen konjunkturellen Aufschwung wider, als die tatsächliche wirtschaftliche Lage. Nach wie vor leidet der Spielwaren-Einzelhandel unter den schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Immerhin: Familienorientierung und Wohnatmosphäre ersetzen zunehmend Prestige- und Statussymbole. Von diesem Trend zur Entspannung, Nähe, Nest- und Heimatgefühl profitiert auch die Spielwarenbranche. Die Deutschen sparen in diesem Jahr lieber bei ihren Ausgaben für Kleidung, Zeitungen und Porzellan als bei Spielwaren sowie Hobby- und Bastelbedarf. Dr. F. Panne, BVS-Vorsitzender: "Der mittelständisch geprägte Spielwaren-Fachhandel lebt nicht allein davon, dass er seinen Kunden eines der attraktivsten Sortimente anbietet - er muss auch betriebswirtschaftlich handeln. Deshalb ist er auf der Suche nach neuen Deckungsbeiträgen. Und dabei gehen Rendite und Liquidität vor Umsatz." Gerade bei sinkenden Handelsspannen ist es zudem wichtig, die Umschlaggeschwindigkeit zu erhöhen. Insofern steht das Jahr 2004 für den gesamten Handel im Zeichen der Prozesskostenoptimierung, Liquiditäts- und Renditeverbesserung.

Die Umsatzentwicklung im Spielwarenmarkt stellt sich in den letzten Jahren zweigeteilt dar: Während für klassische Spielwaren innerhalb von sechs Jahren ein Umsatzrückgang von 5% zu vermelden ist (von 2,5 Mrd. Euro auf 2,4 Mrd. Euro), konnte der Umsatz bei Computer- und Videospielen im gleichen Zeitraum um mehr als das Doppelte (von 329 Mio. Euro auf 800 Mio. Euro) gesteigert werden. Trotz der angespannten Umsatzsituation konnten engagierte Modellbahngeschäfte ihre Umsätze im Modellbahnbereich noch leicht steigern. Hier zeigt sich doch ein unverändert positiver Trend zum Hobby Modellbahn.

Alle Hoffnungen richten sich nun auf das Weihnachtsgeschäft und auf das Jahr 2004. Der Spielwaren-Einzelhandel macht mehr als ein Drittel seines Umsatzes zu Weihnachten und rechnet laut einer aktuellen Befragung aller Vertriebswege und Unternehmensgrößenklassen für das Weihnachtsgeschäft mit einem gleichbleibenden Umsatz.

In 2004 wird das Zünglein auf der Waage diesmal die Steuerreform sein. Nur wenn es eine deutliche Entlastung für den Verbraucher gibt, kann der Spielwarenhandel das Tal der Tränen verlassen. Ohne eine mutige Steuerreform drohen 2004 auch im Spielwarenhandel weitere Unternehmensschließungen. Die Spielwarenbranche, so der Kölner BVS, hat jedenfalls ihre Hausaufgaben gemacht: Produktinnovationen und -weiterentwicklungen gibt es zum Weihnachtsgeschäft auf alle Fälle.