Entscheidung bei Smoby steht an

Brandora Redaktion - 26. Februar 2008

 
Für Smoby und seine Mitarbeiter hat die Woche begonnen, wo die Weichen für die Zukunft gestellt werden
MGA konnte keinen Sanierungsplan vorlegen

Der amerikanische Konzern MGA Entertainment, derzeitiger Eigentümer der Smoby Gruppe, war im Vorjahr als "Retter" des größten französischen Spielzeugherstellers in die Bresche gesprungen. Nun haben die Amerikaner das Handtuch geworfen und am Freitag bestätigt, nicht in der Lage zu sein den staatlichen Verwaltern ein Sanierungskonzept vorzulegen. Die Amerikaner ließen den Termin (Freitagnacht 24:00h) zur Einbringung eines Plans zur Fortführung des Unternehmens daraufhin ungenutzt verstreichen.

"Umso besser!“ sagte dazu Gilles Rizzi, vom Gewerkschaftsbund CGT. “Sie haben, seit sie da sind, nur Versprechungen gemacht, sich aber nie an irgendetwas gehalten." Das Martyrium von Smoby dauert nun fast ein Jahr, aber seitdem der ehemalige Chef, Jean-Christophe Breuil, die hoch verschuldete Smoby Gruppe an den amerikanischen Spielzeughersteller MGA Entertainment verkauft hat, geriet alles aus den Fugen. Nun werden die staatlichen Administratoren einen Käufer aus dem Kreis der bis Mitte Februar eingereichten Angebote auswählen.

Für die Smoby Gruppe, die sich seit 9. Oktober unter Gläubigerschutz befindet, beginnt nun die entscheidende Phase. Am Montagnachmittag fand am Handelsgericht von Lons-le-Saunier (Jura) eine erste Anhörung mit den staatlichen Verwaltern statt. Unter etwa 10 Geboten befinden sich 3 ernstzunehmende, wovon scheinbar zwei präferiert werden. Gilles Rizzi, der Gewerkschafter und Piquart Mauritius, einer der Verwalter, äußerten am vergangenen Freitag noch die Hoffnung, dass die Angebote über das Wochenende noch nachgebessert würden. Die Kandidaten aus den Reihen der potenziellen Käufer bieten die Übernahme von "im besten Fall 40% der Arbeitsplätze in Frankreich", sagte Rizzi. Die Gruppe mit den bekannten Marken Smoby, Ecoiffier, Berchet und Majorette beschäftigt weltweit etwa 2.400 Mitarbeiter, davon 1.080 im Heimatland.

Zwei Investmentfonds (Abcia/Caravelle und MI29) bieten für Smoby, Ecoiffier und Berchet, das Angebot der deutschen Simba-Dickie-Group ist wohl ähnlich. Die Vermittler favorisieren nach französischen Medienberichten das Unternehmen aus Bayern, schon alleine wegen seiner Erfahrung im Spielwarenbereich. Knapp dahinter, in der Gunst des Entscheidugsgeremiums rangiert Abica, weil diese 480 Mitarbeiter in Lohn lassen wollen (Simba nur 408). "Es ist sehr eng zwischen ihnen", kommentiert ein Insider. Das Dossier Majorette wird sicherlich auch eine Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen. Am 3. März soll, nach Aussage des Gremiums, der neue Eigentümer benannt werden.

MGA gab die Schuld für das eigene Scheitern den Gläubigerbanken, die nicht genügend Anstrengungen unternommen hätten, eine Sanierung in die Wege zu leiten. Die Banken hingegen wiesen die Anschuldigung zurück und sehen die Probleme eher im überstürzten Verkauf von Smoby an MGA, der hinter dem Rücken der Gläubiger stattgefunden hatte. Ein akzeptabler Vorschlag bezüglich der Schuldenlast von 276 Millionen Euro wurde von MGA nie vorgelegt. Scheinbar haben die Amerikaner Smoby günstig erworben und dabei entweder naiv die Schuldenlast übersehen oder nur blauäugig gehofft, sie würde ihnen zum größten Teil erlassen. Sie haben sich verzockt und nun ist ihnen die Puste ausgegangen.