Gebr. Fleischmann verkauft

Brandora News - Februar 2008

 
Modelleisenbahn Holding GmbH übernimmt den traditionsreichen Modelleisenbahnhersteller

Nur wenige Tage nach dem Ende der diesjährigen Nürnberger Spielwarenmesse gab die Modelleisenbahn Holding GmbH den Kauf der Gebr. Fleischmann GmbH & Co. KG, vorbehaltlich der kartellrechtlichen Zustimmung, bekannt.

Fleischmann hat in der professionellen Modelleisenbahnbranche eine hohe Reputation und steht für hervorragende Miniatur-Modelle. Das traditionsreiche Nürnberger Familienunternehmen produziert seit über 120 Jahren anspruchsvolle Modelleisenbahnen und erwirtschaftete einen Umsatz von ca. 21 Mio. Euro. Durch den Zusammenschluss konzentriert sich die Modelleisenbahn ("rollendes Material") nun auf drei große Unternehmensgruppen in Europa. Neben dem Marktführer Märklin (Märklin, Trix und LGB) sind dies noch Hornby (u.a. Arnold, Heico, Jouef, Lima und Rivarossi) und Modelleisenbahn Holding (Roco und Fleischmann).

„Mit dem neuen Eigentümer haben wir hervorragende Wachstumschancen“, so Fleischmann-Geschäftsführer Dr. Hans Peter Förster, „denn für die weitere wirtschaftliche Perspektive des Unternehmens ist nun eine grundsolide finanzielle Basis geschaffen.“ Fleischmann wird nach Aussagen von Dr. Förster jetzt einen aktiven Innovations- und Expansionskurs einschlagen. Damit bleibt der Wettbewerb in der Modelleisenbahnbranche sehr lebendig.

Hinter der österreichischen Modelleisenbahnen Holding steht ein Unternehmen der bayerischen Firmengruppe Haslberger unter Leitung von Franz-Josef Haslberger. Zur Holding gehört auch die österreichische Firma Roco, hinter Märklin die Nummer zwei in Europa. Roco musste 2005 Insolvenz anmelden. Nach der Übernahme durch Raiffeisen und dem anschließenden Verkauf an Haslberger fertigt Roco nun mit 650 Mitarbeitern in Bergheim bei Salzburg sowie in den Werken in Gloggnitz (Niederösterreich), Banska Bystrica (Slowakei) und Arad (Rumänien). Roco erreichte im Vorjahr einen Umsatz von 34,6 Millionen Euro (plus zwölf Prozent im Vergleich zu 2006) und ein EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von 3,8 Millionen Euro.

Mehr als 80 Prozent der ROCO-Fertigung gehen in den Export. Hauptmarkt der Modelleisenbahn GmbH ist Deutschland mit einem Anteil von 47 Prozent, gefolgt vom Heimmarkt Österreich. Wie gemeldet wird sich ROCO-Geschäftsführer Leopold Heher aus der Leitung von Roco zurückziehen, wie das schon beim Verkauf an Haslberger im September 2007 vereinbart worden war. Zum 1. März werden Reinhold Ott (Vertrieb) und Herbert Kogelbauer (Produktion) das Kommando übernehmen. Beide haben schon bei der Umstrukturierung nach der Insolvenz in leitender Position mitgewirkt.

Fleischmann produziert mit 350 Mitarbeitern in Nürnberg, Heilsbronn und Dinkelsbühl. Zur Zukunft der Beschäftigten gibt es noch keine Stellungnahme. Die Geschäftsführung des Nürnberger Modellbahnherstellers besteht aus Horst Fleischmann, Dr. Peter Förster (Technik) und Wolfgang Topp (Marketing / Vertrieb). Ein von der Geschäftsführung in Auftrag gegebenes Gutachten hatte im vergangenen Jahr akuten Handlungsbedarf signalisiert. So sollten notwendige Sanierungsmaßnahmen auch Arbeitsplätze kosten. “Der Abbau einiger der noch rund 360 Stellen kann nicht ausgeschlossen werden“, bestätigte noch im Juli 2007 Seniorchef Horst Fleischmann. In den vergangenen Jahren hat der Modellbahnhersteller die Zahl der Mitarbeiter kräftig reduziert. Noch vor 15 Jahren arbeiteten bei Fleischmann rund 650 Beschäftigte. Das von Jean Fleischmann gegründete Traditionsunternehmen feierte 2007 seinen 120. Geburtstag.