BVS: Spielwaren-Facheinzelhandel setzt auf Marktwachstum

Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels e.V. - 8.11.2007

 
Überstunden für den Weihnachtsmann

Der volkswirtschaftliche Aufschwung, die insgesamt bessere Konsumstimmung und die rückläufigen Arbeitslosenzahlen sind noch nicht im Einzelhandel angekommen. Die aktuelle Diskussion über steigende Energiepreise und die kursierende Inflationsangst belasten zudem die Kaufstimmung beim Endverbraucher. Umso erfreulicher ist die relativ stabile Ausgangssituation im Spielwaren-Facheinzelhandel mit einem aufgelaufenen nominalen Umsatzwachstum von 3 Prozent bei traditionellen Spielwaren. Auch unter Berücksichtigung der Mehrwertsteuer-Erhöhung, die allenfalls zu einem Drittel an die Verbraucher weitergegeben werden konnte, zeigt sich der Inlandsmarkt in diesem Jahr stabil. Dies zeigt, dass mit der aktuellen Sicherheitsdiskussion zu den Produktrückrufen im Sommer 2007 kein Umsatzverlust einherging. So griffen die Konsumenten weniger zu Discountartikeln und wechselten vom Schnäppchenjäger zum Qualitätskäufer. Im Übrigen unterstützt der BVS im Sinne einer familienfreundlichen Politik eine Reduzierung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent für Baby- und Kinderartikel. Dies würde junge Familien entlasten und der Ausstattung, Versorgung und Pflege des Nachwuchses zugute kommen.

Der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels hofft für 2007 bei traditionellen Spielwaren auf ein Jahresplus von 3 Prozent bzw. einen Umsatz von 2.284 Mio. Euro (2006: 2.218 Mio. Euro) und erwartet bei Videospielen (Konsolen, Handhelds und entsprechende Software) ein Wachstum um 25 Prozent auf 1.176 (2006: 941 Mio. Euro). Damit würde der Gesamtmarkt um etwa 9,5 Prozent auf 3.460 Mio. Euro (zu Endverbraucherpreisen) wachsen. Bei Konsolen, Handhelds und entsprechender Software profitierten Spielwarenhändler ebenso wie z.B. der Konsumelektronik- Einzelhandel von einem besonderen Marktwachstum in diesem Bereich.

Somit geht der Spielwaren-Einzelhandel zuversichtlich in das kommende Weihnachtsgeschäft. Willy Fischel, Geschäftsführer des Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels e.V. (BVS): „Wir sind optimistisch, das bisherige Umsatztempo auch im Weihnachtsgeschäft zu halten. Jeder dritte Euro wird im November und Dezember ausgegeben. Damit entwickeln sich die Umsätze der Branche besser als die Geburtenrate. So wird für weniger Kinder immer mehr Geld ausgegeben.“ Grund: Eltern, Verwandte und Bekannte beschenken immer weniger Kinder. Laut Kids- VerbraucherAnalyse 2007 geben allein die Eltern der 6- bis 13-Jährigen im Jahr 180 Euro für Spielsachen aus. Hinzukommen Geldgeschenke zu Geburtstag (73 Euro), Ostern (17 Euro) und Weihnachten (78 Euro) sowie ein Taschengeld von insgesamt 265 Euro im Jahr - genug finanzieller Spielraum für die Spielzeug-Megatrends zu Weihnachten 2007: Auto-Action für Jungs, Pferde-Spaß für Mädchen sowie bezahlbare RC-Flugobjekte, Lego-Ritter, die Playmobil-Zirkuswelt und das erste Monopoly Deutschland.

Immer mehr Händler verkaufen Spielzeug
Spielwaren-Fachhandel in den Innenstädten unter Druck

Durch Kaufzurückhaltung, Strukturwandel, Rabattaktionen usw. hält die Ergebnisschwäche im Spielwaren-Einzelhandel an. Dem begegnet der Handel, indem er verstärkt die Dienstleistungen der Einkaufsverbände nutzt, sein Profil gegenüber dem Konsumenten schärft und sich auf rentable Sortimente und Lieferanten fokussiert. Moderne Warenwirtschaftssysteme und standardisierte Sortimentsmodule sollen die Unternehmensprozesse weiter optimieren. Um zu wachsen, bauen Händler zudem spielwarenaffine und profitable Ergänzungssortimente wie Schreibwaren, Sportartikel, Videogames sowie Baby- und Kinderbekleidung aus, bieten verstärkt Eigenmarken an, setzen auf Importware, spezialisieren sich auf bestimmte Sortimentsbereiche und arbeiten mit Shop-in-Shop-Systemen. Auch in der Modellbahnbranche geht es mittlerweile aufwärts, das „Tal der Tränen“ scheint durchschritten zu sein. Die Bestellungen, auch für Neuheiten des Jahres 2007 steigen an - der Trend ist gut.

Angesichts steigender Gewerbemieten sowie wachsender Steuer- und Abgabenlast verlagern zunehmend alteingesessene Spielwarenhändler ihr Geschäft aus den Innenstädten. Inhabergeführte Spielwaren-Geschäfte und Filialisten eröffnen neue Standorte / Fachmärkte auf der Grünen Wiese. Die Folge: Immer mehr fachfremde Anbieter greifen die weiterhin bestehende Nachfrage in der City auf und bieten Spielwaren selber als Rand- oder Aktionssortiment an. So stieg in den vergangenen Jahren der Spielwarenumsatz von Bekleidungshäusern, Buchhändlern und Kaffeeröstern auf inzwischen 17 Prozent.

Das größte Wachstum konnten in den letzten Jahren die Online-Shops verbuchen, deren Anteil inzwischen bei etwa 8 Prozent (ohne eBay) liegt. Fischel: „Noch nie gab es so viele verschiedene Möglichkeiten für den Konsumenten wie heute, Spielzeug zu kaufen - ob im Fachgeschäft oder im Internet, in der Stadt oder auf der Grünen Wiese, auf dem Wühltisch oder mit Beratung beim Spezialisten. Wir rechnen damit, dass der stationäre Fachhandel weiter seine Strukturen optimiert und das Internet verstärkt als Informations- und Verkaufsplattform einsetzt. Umgekehrt investieren profilierte Internethändler heute in stationäre Fachgeschäfte. Das Versandgeschäft stößt an natürliche Grenzen und so werden stationäre Spielwaren-Geschäfte, -Fachmärkte und -Fachabteilungen auch in Zukunft eine maßgebliche Rolle spielen.“

Kindern lernen spielend
Qualitätsspielzeug mit „eingebautem Lerneffekt“ gefragt

Der Spielwaren-Fachhandel begrüßt die neu angefachte Diskussion über den Wert des Spielens für die kindliche Entwicklung. Das Leitmotiv „Spielend Lernen“ der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg vom 7. bis 12. Februar 2008 und das Projekt „Spielen macht Schule“ des Deutschen Verbandes der Spielwaren- Industrie illustrieren diesen Trend. Eltern wollen klügere Kinder - so wird der Nachwuchs früher eingeschult, früher Fremdsprachen erlernt, aber auch mehr Qualitätsspielzeug mit „eingebautem Lerneffekt“ gekauft. Fischel: „Das Spielzeug von Vater und Sohn unterscheidet sich doch vor allem durch seinen Preis. Während für klassisches Spielzeug im Jahr pro Kopf etwa 27 Euro ausgeben werden, sind es für klassisches ‚Erwachsenen-Spielzeug’ wie Unterhaltungselektronik, Heim-PC, Handy in privaten Haushalten mehr als das Zehnfache.“ Herausforderung für den Spielwaren- Fachhandel, über Innovationen und Zusatzsortimente den Ausgabenanteil fürs Spielwarensortiment zu erhöhen. Chancen dafür bietet das Thema Lernspielzeug. Fischel: „Für Lernen und Spielen gibt es keine Altersbegrenzung. Kinder bereiten sich spielend auf die Erwachsenenwelt vor. Deshalb brauchen Kinder Freiraum zum kreativen Spielen.“

Educational Toys - ob elektronisch oder traditionell - wird weltweit eine positive Umsatzentwicklung prophezeit. Dabei ist nicht die Frage, inwieweit sich Lernspielzeug gegen elektronisches Spielzeug behaupten kann. Lernspielzeug rekrutiert sich aus allen Sortimenten. Die Definition von Lernspielzeug ist nicht einfach. Grundsätzlich gilt: Kinder lernen beim Spielen. Sie verarbeiten Erfahrungen und schlüpfen in andere Rollen. Das klassische Spiel „Mensch ärgere Dich nicht“ zum Beispiel fördert das Lernen sozialer Regeln. Die „Kleinen“ üben spielerisch Verantwortung, Solidarität, Strategie, Fairness sowie Kooperieren und den Umgang mit Konkurrenzsituationen. Zudem steigern Spiele die Fantasie und Kreativität und bauen die Geschicklichkeit der Sinne und des Bewegungsapparates aus. So sind Bausteine Lernspielzeug im besten Sinn. Puppen bzw. Schmusetiere sind verfügbare Partner für Rollenspiele, Mal-Utensilien fördern die schöpferischen Kräfte, Bewegungsspielzeug ist für die körperliche Entwicklung wichtig und z.B. Bälle fördern je nach Alter des Kindes Bewegung, Geschicklichkeit und Kommunikation. Man kann unter anderem durch Lernspiele den Kindern das Zählen, das Rechnen oder das Erkennen von Farben beibringen. Spielerisches und unterhaltsames Lernen umfasst den Bereich Edutainment als Kombination von Education (Bildung) und Entertainment (Unterhaltung).