MGA Entertainment steigt bei Smoby Majorette ein

Brandora Redaktion  - April 2007

 

Jean Christophe Breuil
CEO Smoby-Majorette
Nach der Übernahme von Little Tikes und dem Einstieg bei Zapf Creation, setzt der amerikanische Spielwarenmulti MGA Entertainment seine Einkaufstour fort und kauft sich beim zweitgrößten europäischen Spielwarenhersteller, der Smoby Majorette Gruppe aus Frankreich, ein.

Wie Sprecher der Familie Breuil - Gründer- und Hauptaktionärsfamilie von Smoby Majorette  - mitteilten, wurde mit Einverständnis der französischen Behörden ein Exklusivabkommen mit MGA Entertainment vereinbart. Ein endgültiges Vertragswerk wird zeitnah aufgesetzt, sobald die erwartete Einigung mit den Gläubigern, rund um die Deutsche Bank, erfolgt ist. Die Bank hatte die Schulden des Unternehmens am Londoner Markt zu günstigen Konditionen eingekauft und hält nun etwa 45% der Verbindlichkeiten.

Das kalifornische Unternehmen, Nummer drei in der Welt der Spielwaren, will unverzüglich finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um die laufenden Geschäfte der Smoby Gruppe – die Auftragsbücher sind gut gefüllt – wieder aufzunehmen. Smoby befindet sich seit März unter Gläubigerschutz.

MGA Entertainment hatte von der Familie Breuil, die 52% der Aktien hält, den Vorzug vor zwei Mitbewerbern erhalten: dem chinesischen Unternehmen Cornerstone und der Deutschen Bank, die die Haupt-Gläubigergruppe anführt.

„Das Angebot von MGA Entertainment gibt uns alle Garantien für den Fortbestand der Gruppe” sagte dazu Jean-Christophe Breuil, Vorstandsvorsitzender von Smoby Majorette. „Es ist für uns die beste Entscheidung im Hinblick auf die strategische Ausrichtung und die Ausnutzung der Synergieeffekte unserer Unternehmensgruppe“, ergänzte er.

Smoby, die einen Nettoverlust von 25,5 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2005-2006 und von 9,0 Mio. im ersten Halbjahr 2006-2007 bilanzierten, brach unter der Last seiner Verbindlichkeiten von mehr als 250 Mio. Euro ein. Alleine für die Bewältigung seiner Kreditkosten muss das Unternehmen einen gewaltigen Teil seines Umsatzes von etwa 350 Mio. Euro (im Geschäftsjahr 2005-2006) aufbringen.

Die Gruppe Smoby Majorette stellt hauptsächlich Spielwaren aus Kunststoff her und leidet daher äußerst stark unter der unbarmherzigen asiatischen Konkurrenz mit ihren niedrigen Herstellungspreisen und der agressiven Vergrößerungspolitik. Das von der Familie Breuil ( 52 % des Kapitals ) gegründete Unternehmen begann erst in den 80er Jahren mit der Produktion von Spielwaren und träumte früh davon die kritische Grenze zu erreichen, um mit den Großen wie Mattel, MGA und Hasbro zu konkurrieren. Mit der Übernahme von Majorette sowie dem Erzrivalen Berchet durch den Gründersohn Jean-Christophe Breuil (38) wurde der Grundstein gelegt.

Die Expansionslust hatte zwar zur Einverleibung des Hauptkonkurrenten am heimischen Markt geführt und damit die Unternehmensgröße fast verdoppelt, doch der Preis für die Gefräßigkeit war zu hoch. Die Kreditzinsen führten zu gewaltigen Verlusten und einem Kreislauf, der ohne Investor nicht zu stoppen war. So wird also wahrscheinlich die Zukunft von Smoby unter amerikanischer Fahne und dem Banner des Puppenfabrikanten Bratz stattfinden. Ob die Amerikanisierung traditioneller, europäischer Spielwarenhersteller ein Allheilmittel für die Unternehmen sind, bleibt dahingestellt. Es ist jedoch allemal besser, als das Los bei einem Finanzinvestor ohne Branchenkenntniss zu landen, dessen Hauptziel eine Gewinnmaximierung ist.

Bislang gibt es noch keine Aussage über das Schicksal der 2700 Arbeiter der Gruppe, von denen die Hälfte in Frankreich arbeitet. Das Engagement von MGA bei Zapf hat gezeigt, dass drastischer Stellenabbau nicht ausgeschlossen werden kann oder sogar erwartet werden muss.