Ausgerechnet Uppsala! - Wer kennt sich in Europa aus?

Brandora Redaktion (Sandra Schlösser) - Januar 2007

 
Nach „Ausgerechnet Buxtehude“ , das im Jahr 2005 bei Huch & Friends erschien, gibt es nun eine neue Variante des für die Empfehlungsliste „Spiel des Jahres“ ausgewählten Geografiespiels. Ging es in der ersten Version ausschließlich um Städte und Sehenswürdigkeiten in Deutschland, so wird nun die Landesgrenze überschritten und es sind Ortskenntnisse in ganz Europa gefragt. Falls diese nur unzureichend vorhanden sind, was sich während des Spiels früher oder später auf jeden Fall zeigen wird, so hat man jedoch gute Chancen sich selbige anzueignen.

Ziel des Spiels ist es, Orts- und Sehenswürdigkeitskarten entsprechend ihrer geografischen Lage in Nord-Süd- bzw. West-Ost-Richtung auf dem Tisch anzuordnen.

Spielablauf:
Der Spieler, der an der Reihe ist, nimmt die oberste Karte so vom Stapel, dass niemand die Koordinaten auf der Kartenrückseite sehen kann. Nun muss er entscheiden, in welcher Himmelsrichtung er die Karte einordnen möchte. Nach jedem Zug haben die Mitspieler die Möglichkeit, ein Veto einzulegen, das heißt, sie können die Richtigkeit der Platzierung anzweifeln. Zur Überprüfung werden die angezweifelte sowie eine Nachbarkarte umgedreht.

Wurde die Karte zu Recht angezweifelt, bekommt der Herausforderer einen Chip von dem Spieler, der diese Karte gelegt hat. Die Karte wird aus dem Spiel genommen. Wurde eine Karte zu Unrecht angezweifelt, erhält der Spieler, der die Karte gelegt hat, vom Herausforderer einen Chip. Alle Karten bleiben liegen und werden umgedreht, so dass wieder nur die Ortsnamen zu sehen sind. Hat ein Spieler keinen Chip mehr, muss er auch keinen abgeben. Der Gewinner bekommt in diesem Fall einen Chip aus dem Vorrat.

Beim Erscheinen der Intermezzokarten auf dem Stapel wird jeweils eine Zwischenwertung gemacht. Dazu schätzen alle Spieler die Anzahl der aktuell falsch liegenden Karten und notieren diese Zahl geheim. Dann werden alle Karten von der Startkarte ausgehend umgedreht und überprüft. Für jede falsch gelegte Karte erhalten die Spieler, die richtig geschätzt haben, zwei Chips. Hat kein Spieler die richtige Zahl geschätzt, bekommen alle Spieler, die dem richtigen Ergebnis am nächsten kommen, einen Chip. Nach den beiden Zwischenwertungen werden alle ausliegenden Karten aus dem Spiel genommen. Aus den beiseite gelegten Karten wird eine neue Startkarte gezogen und das Spiel wie oben beschrieben fortgesetzt. Sind alle Karten verbraucht, kommt es zur Schlusswertung und das Spiel ist beendet. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Chips.

Bewertung:
„Ausgerechnet Uppsala“ ist ein kurzweiliges Spiel mit vielen Facetten. Was man nicht weiß, kann man noch lernen. Für den Fall, dass die Mitspieler genauso wenig wissen, schafft man es vielleicht, mit Pokerface und Rhetorik über die eigene Unwissenheit hinweg zu täuschen. Das ist wiederum mit einer gewissen Spannung verbunden. „Wird jemand meine Entscheidung anzweifeln? Vielleicht habe ich aber auch zufällig richtig geschätzt!“ Es kann auch vorkommen, dass man sich total sicher ist und dann doch knapp daneben liegt.

Die Ratlosigkeit in den Gesichtern der Mitspieler bei dem Versuch, Orte wie Nischni Nowgorod, Dnipropetrowsk oder Sehenswürdigkeiten wie den Bärengraben oder Vana Toomas richtig einzuordnen, lässt ein gewisses Maß an Schadenfreude aufkommen, aber nur bis zu dem Moment, in dem es einen selbst erwischt. Allerdings muss man dazu sagen, dass ca. 90% der Orte den meisten bekannt sein dürften, was natürlich noch nicht heißt, auch die genaue Lage zu kennen. Gerade wenn man, wie wir, mit Kindern spielt, empfiehlt es sich, die „schwierigen“ Ortskarten auszusortieren. Auch ist es möglich in Teams zu spielen, was aber unter Umständen das Bluffen erschwert. Für uns Frauen, die ja nachgewiesenermaßen an einem mehr oder weniger ausgeprägten Rechts-Links-Problem leiden, kann es zu Problemen kommen, wenn man das Glück hat, auf Grund seines Sitzplatzes die Richtungskarte aus „Norden„ betrachten zu müssen. Die Landkarte vor dem inneren Auge muss dann immer erst gedreht werden. Etwas Konzentration ist also auch gefragt.

Insgesamt kann man jedoch sagen, dass „Ausgerechnet Uppsala“ ein leicht zu spielendes Spiel ist. Die Spielanleitung ist gut zu verstehen, das Material schlicht und zweckmäßig, der Preis angemessen. Da die Verpackung relativ klein gehalten ist, eignet sich das Spiel auch gut zur Mitnahme in den Urlaub. Die untere Altersgrenze von 10 Jahren ist meiner Meinung nach etwas zu niedrig, aber um den Lerneffekt über die visuelle Wahrnehmung zu verstärken, kann man z.B. nach dem Spiel in einem Atlas die Orte nachschlagen. Was sich noch herausstellen muss, ist, ob sich nach häufigem Spielen der Lerneffekt insofern als negativ erweist, als dass das Spiel langweilig wird. In diesem Fall wäre über eine Spielerweiterung mit neuen Ortskarten nachzudenken.