Paläste bauen in Zeiten der Konjunkturkrise: "Alhambra" vom Aachener Dirk Henn
ist 2003 das "Spiel des Jahres".
Berlin - Die Spielbranche hat zum 25. Mal ihre
Favoriten gekürt. Mit
"Alhambra" von Dirk Henn, das im Verlag
"Queen Games" aus Troisdorf bei Köln erscheint, erhält ein
Sammel- und Legespiel für die ganze Familie die weltweit wichtigste
Auszeichnung zum „Spiel
des Jahres“. Als bestes Kinderspiel darf
"Viva Topo!" mit dem verkaufsfördernden Titel werben. Bei
"Alhambra" geht es um den Bau eines islamischen Palastes, dessen
Original im spanischen Granada vor mehr als 1000 Jahren errichtet wurde. Die
nötigen Gebäudeteile müssen die Mitspieler zuerst besorgen. Sieger ist, wer am
Ende den prächtigsten Palast besitzt. Die zehnköpfige Jury lobt das Spiel wegen
seines einfachen Einstiegs, des logischen Ablaufs und seiner taktischen
Varianten. "Alhambra"
entführe in eine fremde Welt und verführe Menschen zum Spielen, was gerade in
Zeiten einer Wirtschaftskrise wichtig sei, betonte Jury-Sprecher Synes Ernst,
im Hauptberuf politischer Redakteur in der Schweiz.
Das
„Spiel des Jahres“ wird seit 1979 von einer Fachjury gekürt.
Erster Preisträger war der Klassiker
"Hase und Igel". Zum erfolgreichsten Titel avancierte das Lege-
und Taktikspiel "Die
Siedler von Catan". Der Stuttgarter
Kosmos-Verlag hat von dem 1995 ausgezeichneten Basis-Spiel mehr
als 3,3 Millionen Exemplare und außerdem über 3,7 Millionen Ergänzungen
abgesetzt. Bundespräsident Johannes Rau würdigt den Kritikerpreis zum
Jubiläum als Orientierungshilfe für Verbraucher und als "Qualitätssiegel", das
für "gute, spannende und oft auch lehrreiche Unterhaltung" bürge. Es werde von
einer Jury vergeben, die auf Neutralität und Unabhängigkeit achte. Die deutsche
Spielebranche ist stark mittelständisch strukturiert. Neben den Verlagen
Ravensburger und
Kosmos leben knapp zwei Dutzend kleinere Hersteller vom
Spieleverkauf, hinzu kommen noch mal so viele Ein- oder Zwei-Mann-Firmen. Auch
der diesjährige Gewinner
"Queen Games" beschäftigt gerade einmal fünf Mitarbeiter, gehört
aber mit bereits sieben Nominierungen auf den Jahres-Bestenlisten der Jury zu
den angesehensten Anbietern.
Queen Games entstand vor elf Jahren aus einer Firma, die der
Inder Rajive Gupta gegründet hatte, um "Carrom", das traditionsreiche
Nationalspiel seiner Heimat, hierzulande auf den Markt zu bringen. Der Erfolg
ermöglichte ihm die Gründung des eigenen Spieleverlags. Die Auszeichnung zum
„Spiel des Jahres“ erhöht die Verkaufschancen gewaltig.
Branchenexperten gehen davon aus, dass sich ein gekürtes Spiel mindestens 100
000-mal, in der Regel eher 250 000-mal verkauft. Das liegt auch daran, dass der
Handel das „Spiel des
Jahres“ oft sehr lange vorrätig hat, während andere Titel oft
per Sonderangebot nach einigen Monaten abverkauft und teils auch verschleudert
werden.
Startauflage reicht nicht
"Alhambra"
ist, wie in der Branche oft üblich, mit einer Startauflage von 10 000
Exemplaren in den Handel gekommen. In den nächsten Tagen werde man umfangreiche
Produktionsaufträge erteilen, um der erwarteten hohen Nachfrage gerecht werden
zu können, sagte Bernd Dietrich von
Queen Games. Der Verlag hat bisher rund 20 Gesellschaftsspiele
im Angebot und arbeitet seit Jahren mit dem freien Spieleautor Dirk Henn
zusammen, der in Aachen auch einen eigenen kleinen Verlag namens
"db Spiele" besitzt.
Auf die begehrte Nominierungsliste zum
„Spiel des Jahres“ schafften es neben
"Alhambra" noch
"Clans" vom Verlag
Winning Moves und
"Die Dracheninsel" von
Amigo. Neben dem
"Kinderspiel des Jahres" -
"Viva Topo!" von
Selecta - waren auch
"Lauras Sternenspiel"
(Amigo) und
"Robbys Rutschpartie"
(Kosmos) nominiert.
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