Spielwarenmesse 2016: Händler und ihre Einschätzungen

BRANDORA Redaktion (Marion Luff / Kerstin Barthel) - 3. Februar 2016

 

 
Rund 71.000 Fachbesucher aus 125 Nationen besuchten in diesem Jahr die Spielwarenmesse, um sich persönlich ein Bild von den präsentierten Neuheiten zu machen.
Die BRANDORA-Redaktion lässt an dieser Stelle einige deutsche Händler mit ihren Einschätzungen zu Wort kommen.

Veit Gähler, „Holzwurm – SpielundZeug, ARS-Mitglied, gab dazu folgendes Statement ab: „Mein persönliches Highlight auf der Spielwarenmesse war natürlich der ARS-Messeabend, da es immer wieder schön ist, sich mit netten Kollegen auszutauschen und Spaß zu haben. Ebenfalls hervorheben möchte ich die guten Gespräche mit den Lieferanten, die von einem wirklich fairen Umgang geprägt waren. Dabei eine Firma hervorzuheben, täte den anderen Unrecht. Ein wirkliches Messehighlight unter den Produkten zu benennen fällt schwer. Es ist eher die Summe an vielversprechenden Produkt-Weiterentwicklungen.

Der diesjährige Besuch der Spielwarenmesse lässt sich von meiner Seite aus mit folgendem Fazit beschließen: Gute Produkte, gute Gespräche, aber keine wirklichen Innovationen. Außerdem empfand ich es auch so, als ob weniger Besucher meine Wege kreuzten und die Zahl der Lückenbebauung zwischen den Ständen zugenommen hat. Deshalb darf die Frage erlaubt sein: Wer soll denn die geplanten Neubauten in Zukunft eigentlich ausfüllen? Zudem habe ich zwei Bitten an die Veranstalter: Sorgen Sie bitte dafür, dass ab dem kommenden Jahr auf der vierspurigen Zubringerstraße CCN Ost, auch auf der Seite zum Campingplatz/Stadion eine provisorische Ampel bzw. ein Verkehrslotse oder eine Querungshilfe vorhanden ist. Der Versuch über diese Straße zu kommen, ist am Morgen unzumutbar und sogar lebensgefährlich. Außerdem bitte ich die Messe dafür zu sorgen, dass überall auf dem Messegelände freies WLAN anliegt, ohne dass man sich erst kompliziert anmelden muss. Was heute in Einkaufscentern, Läden und Innenstädten immer mehr zunimmt, sollte auf einer Fachmesse Standard sein.“


Vivian Wagner, Inhaberin der „Spielwelt Schmidt“ in Arnstadt, besuchte zusammen mit ihrer Kollegin und Stellvertreterin Jacqueline König in diesem Jahr zum zweiten Mal die Spielwarenmesse in Nürnberg – Anfang 2015 hatte sie erst das Geschäft ihres Vaters übernommen. Wie bereits bei ihrer Premiere schauten sich die beiden Frauen zunächst bei den „Big Playern“ der Branche um, um in Erfahrung zu bringen, wohin der Trend geht. Danach nahmen sie gezielt die im Vorfeld vereinbarten Kundentermine wahr. „Meine Eindrücke waren ähnlich positiv wie letztes Jahr, auch diesmal ließen sich zahlreiche innovative Hersteller und Produkte entdecken. "Unsere Favoriten waren HCM und Souza“, erläutert Vivian Wagner. Wie die Jungunternehmerin weiter mitteilt, sei für sie in Nürnberg jedoch nicht alles zu ihrer vollsten Zufriedenheit gelaufen: „Negativ bewerten muss ich leider die Kompetenz einiger Berater, die über spezielle Messekonditionen, Angebote und Preise nicht informiert wirkten und daher sich Termine unnötig in die Länge zogen“, so die Fachfrau.

Sandra Faust, „DOMINO – Spielzeug für alle“ in Hamburg stellt als Fazit ihres diesjährigen Messebesuches fest, dass es nach wie vor immer wichtig ist, direkt bei Firmen zu bestellen bessere Konditionen, besser informiert, direkter Kontakt). „Unser absolutes Negativ-Highlight der Messe war, das uns ein namhafter Markenhersteller direkt als Kunden rausgeschmissen hat, da wir knapp unseren Umsatz nicht geschafft haben. Leider war dieses auch etwas schwer, da es keine lieferbaren aktuellen Artikel gab. Wir haben so dafür gekämpft, wieder direkt Kunde zu werden, da es für uns sehr wichtig ist, die Altersgruppe speziell der Jungs noch weiterhin zu behalten. Wir haben sogar unsere Umsatzangabe erhöht, um weiterhin direkt beliefert zu werden. Es ist wirklich bitter, wenn man gut sein möchte und man einfach nicht darf!“, macht die junge Fachhändlerin ihrem Herzen enttäuscht Luft. Dennoch gab es natürlich auch schöne Begegnungen auf der Spielwarenmesse, wie Sandra Faust weiter ausführt: „Unser absolutes Highlight der Messe war, das wir ein tolles Gespräch mit Herrn Gattermann von idee+spiel hatten, der sich u.a. für uns und weitere Mitglieder bei diesem Hersteller einsetzt, damit wir direkt Kunden bleiben. Wir drücken fest die Daumen und vielen Dank an Herrn Gattermann und idee+spiel.“

Eine Fachhändlerin, die die Spielwarenmesse wie ihre eigene Westentasche kennt, ist Karin Lindenberg, Inhaberin von „Modellbahn Lindenberg“ in Köln. In diesem Jahr war die engagierte Fachhändlerin zusammen mit einem Mitarbeiter von Mittwoch bis Samstagabend auf der Messe in Nürnberg. Die ersten drei Tage haben sie stündlich Termine wahrgenommen – sprich täglich zwischen zehn und zwölf. Den Samstag hatten sich beide schließlich bewusst freigehalten, um sich von Neuheiten inspirieren zu lassen: „Unser Produkt-Highlight war ganz klar die ‘CS3‘ von Märklin“, so Karin Lindenberg. Ebenfalls begeistert zeigte sich die Fachhändlerin von der Modelleisenbahner-Party. Hier konnten Handel, Industrie und Presse außerhalb der Messe-Hektik zusammenkommen und gute Gespräche führen. „Ein wirklich guter Ansatz für die Modellbahnbranche“, lobte Lindenberg. Ebenfalls ein Event, das sie nicht missen möchte, ist die idee+spiel-Messeparty. Hier stehen der Kontakt und der Austausch mit Kollegen im Mittelpunkt. Das positive Resümee der Fachhändlerin wird jedoch etwas durch die Tatsache getrübt, dass – bedingt durch die steigenden Kosten – immer mehr Hersteller aus den Modellbahnhallen verschwinden bzw. nur noch an stark verkleinerten Ständen ihre Neuheiten vorstellen. „Die RC-Halle ist in ihrer Optik um ein Vielfaches geschrumpft“, stellt Karin Lindenberg fest und ergänzt: „Da muss sich die Messe schnell etwas einfallen lassen, um diesem negativen Trend entgegenzuwirken.“