Turbulenter Familienalltag aus Sicht einer Siebenjährigen erzählt

KOSMOS - November 2013
 

 
Lese- und Vorlesespaß für Kinder und Erwachsene

 

Hannah erzählt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Impulsiv, lebhaft und witzig berichtet die Siebenjährige aus ihrem Leben mit drei Schwestern und den Nöten, mit denen sich Kinder manchmal herumschlagen. Der Umzug in ein neues Haus bildet die Rahmenhandlung des turbulenten Familienalltags. In den humorvollen Episoden voller Situationskomik und kindlicher Fantasie findet sich jede Familie wieder.

Damit hat Hannahs Papa nicht gerechnet: Eigentlich will er seine Töchter für Demokratie begeistern, doch als die Mädchen bei der Familienabstimmung über die Farbe des neuen Hauses ausgerechnet Lila wählen, fehlen ihm die Worte. Und wenn Hannah ihr imaginäres Pferd Jacky im Möbelhaus ausrufen lässt oder ihre kleine Schwester Frida für zehn Euro auf dem Flohmarkt verkauft, haben kleine Leser und große Vorleser gleichermaßen großen Spaß.

Das Hörspiel zu Ich, Lilly und der Rest der Welt ist bei USM erschienen.

Alexandra Maxeiner
Ich, Lilly und der Rest der Welt
ab 8 Jahren
144 Seiten, Hardcover
22 SW-Illustrationen
€/D 9,99 / €/A 10,30 / sFr 14,90
ISBN 978-3-440-13632-4

Alexandra Maxeiner schreibt Drehbücher, Theaterstücke und Bücher für Kinder und Erwachsene. Für ihr Sachbilderbuch „Alles Familie“ erhielt sie 2011 den Deutschen Jugendliteraturpreis. Alexandra Maxeiner hat Theaterwissenschaft, Filmwissenschaft und Ethnologie studiert. Sie lebt in Frankfurt am Main und arbeitet dort in der Ateliergemeinschaft Labor.

Martina Badstuber hat Ich, Lilly und der Rest der Welt illustriert. Nach ihrer Ausbildung zur Dekorateurin an der Fachhochschule für Gestaltung in Augsburg hat sie Kommunikationsdesign studiert. Seit 2004 ist sie als Illustratorin und Autorin für verschiedene Verlage tätig.




Interview mit Alexandra Maxeiner – Autorin von "Ich, Lilly und der Rest der Welt"

Alexandra Maxeiner, Jahrgang 1971, hat Theaterwissenschaft, Filmwissenschaft und Ethnologie studiert. Sie ist Teil der Frankfurter Ateliergemeinschaft Labor und schreibt als freiberufliche Autorin Bücher, Drehbücher und Theaterstücke für Kinder und Erwachsene. Für ihr Sachbilderbuch „Alles Familie!“ erhielt sie 2011 den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Aktuell erschienen ist ihr Kinderbuch Ich, Lilly und der Rest der Welt im KOSMOS Verlag. In dem Buch geht es um die siebenjährige Hannah und den turbulenten Alltag in ihrer Familie.

 

Woher stammt die Idee für „Ich, Lilly und der Rest der Welt“? Gibt es ein reales Vorbild für die Hauptfigur Hannah?
Ein reales Vorbild gibt es nicht. Ich wollte turbulente Geschichten mit selbstbewussten Mädchen erzählen. Schnell sind dann daraus Schwestern geworden. Gerade das Verhältnis von Hannah und Lilly finde ich reizvoll. Die beiden ärgern sich ständig übereinander, halten es aber kaum einen Moment ohne die andere aus. Zusammen werden sie zu einer nahezu unbezwingbaren Lawine, wenn es darum geht, eine vermeintlich unbedeutende Alltagssituation in das reinste Chaos zu verwandeln.

Wie beschreiben Sie die Struktur, in der das Buch aufgebaut ist? Warum haben Sie diese so gewählt?
Die einzelnen Episoden sind in sich abgeschlossen und so gebaut, dass (meistens) durch Lilly und Hannah eine Situation aus den Fugen gerät. Mal verkaufen sie ihre kleine Schwester Frida auf dem Flohmarkt, verdächtigen eine Nachbarin ein Vampir zu sein oder „helfen“ der Babysitterin so lange, bis die nicht mehr kann. Die Lösungen aus dem jeweiligen Schlamassel hängen auch davon ab, welches Familienmitglied mit daran beteiligt ist. Dadurch entsteht ein erzählendes Tempo, das gut zu den Figuren passt. Allerdings war es mir auch wichtig, der ganzen Familie einen gemeinsamen Rahmen zu geben. So ist der Bau eines neuen Hauses die äußere Klammer des gesamten Buches geworden, die thematisch immer wieder in allen Episoden auftaucht. Am Ende steht dann der Umzug an, der natürlich nicht ohne Hindernisse stattfindet.

Was macht Hannah so sympathisch?
Vielleicht, weil sie sehr direkt und mit der Logik einer Siebenjährigen erzählt. Dabei entlarvt sie auch immer wieder die Welt der Erwachsenen. Ich mag Hannahs Sicht auf die Dinge und auch, wie Lilly an die Sachen herangeht. Das macht sie noch einmal anders als Hannah. Lilly bringt argumentativ gerne Dinge zusammen, die eigentlich nicht zusammen gehören. Außerdem ist Lilly auch immer wieder diversen Ungerechtigkeitsbeweisen auf der Spur, denen Kinder manchmal ausgesetzt sind, wenn ihnen Erwachsene in ihre Angelegenheiten hineinreden.

Aber auch die erwachsenen Vorleser kommen bei dem Buch ja voll auf ihre Kosten.
Das würde mich freuen. Ich denke, dass sich in den Geschichten nicht nur Kinder wieder erkennen können. Natürlich ist alles überdreht und überspitzt, aber da in den meisten Episoden der Familienalltag in seiner Absurdität erzählt wird, können auch Erwachsene ihren Spaß daran haben.

Haben Sie eine Lieblingsepisode aus dem Buch?
Das schwankt immer mal wieder. Aber ich mag die Demokratie-Geschichte sehr gerne, weil in ihr die ganze Familie mit ihren unterschiedlichen Charakteren auftritt. Und ich mag dabei, wie wichtig es dem Vater ist, dass seine Töchter den Wert demokratischer Einigungen schätzen lernen und dass deswegen die ganze Familie über die Farbe des neuen Hauses abstimmen soll. Alles läuft prima, bis die vorher zerstrittenen Mädchen plötzlich alle Lila toll finden und dafür dann auch noch eine Mehrheit haben ...

Hannahs Schwester Cora hat einen anderen Papa als sie. Wie wichtig war es Ihnen, das Thema Patchwork-Familie mit einzubringen?
Eigentlich ist das noch ein Überbleibsel von einer skizzierten Geschichte, die ich dann doch nicht ins Buch genommen habe. Die Patchwork-Konstellation bietet im Kontext dieses Buches natürlich auch Potential für unterhaltsame Verwicklungen. Aber dann habe ich die Skizze aus anderen Gründen verworfen, aber das Patchwork-Element dennoch beibehalten, weil es für viele Kinder einfach zu ihrer Lebensrealität gehört, in vielfältigen Familienkonstellationen aufzuwachsen.

Wird es noch ein weiteres Buch über Hannah und ihre liebenswerte Chaosfamilie geben?
Ich könnte über diese Familie bestimmt noch viele Geschichten erzählen.

Sie schreiben auch Bücher für Erwachsene. Gehen Sie an das Schreiben eines Kinderbuches anders heran?
Eigentlich nicht. Natürlich gibt es bei manchen Themen und bei bestimmten Humorvariationen Unterschiede. Aber ich möchte spannende und unterhaltsame Geschichten erzählen und beim Schreiben selbst Spaß dabei haben. Da macht es für mich keinen Unterschied, ob ich für Kinder oder Erwachsene schreibe.

Unter www.laborproben.de erfahren Sie mehr über die Autorin Alexandra Maxeiner.