Spielzeug hat sich gut behauptet

Deutscher Verband der Spielwaren-Industrie
8. November 2004

 

Mitteilung zur Jahrespressekonferenz der Spielwarenbranche

Amtliche Zahlen 2003 (Quelle: Statistisches Bundesamt)

 

 

Produktion

Import

Export

 

1,22 Mrd. €

2,73 Mrd. €

2,00 Mrd. €

 

- 0,8 % gegenüber dem Vorjahr

+ 4,2 % gegenüber dem Vorjahr

+ 9,3 % gegenüber dem Vorjahr

 

 

Außenhandel

Importe und Exporte liegen weiterhin im Plus. In der Exportsumme, die wiederum höher ist als der Produktionswert, findet sich ein nicht unerheblicher Anteil an Re-Exporten wieder - in der Jahresstatistik 2003 insbesondere im Bereich der Kartenspiele.

An erster Stelle der Importstatistik nach Lieferländern steht wiederum China mit einem Anteil von 54,9 % an den Gesamtimporten (Vorjahr: 35,5 %). Im Jahr 2003 wurden Spielwaren im Wert von 1,5 Mrd. € aus China importiert (2002: 986 Mio. €, 2001: 1,2 Mrd. €). Auf Rang 2 der Importstatistik folgen die Niederlande mit 11,4 % Anteil an den Spielwarengesamtimporten (Vorjahr: 8,2 %), auf Rang 3 Japan mit einem Anteil von 6,1 % (Vorjahr: 19,0 %) und auf Rang 4 Osteuropa mit 3,9 % Anteil am Spielwaren- gesamtimport (Vorjahr: 12,0 %).

Die bedeutendsten Absatzländer für die deutschen Exporte sind nach wie vor die Länder der Europäischen Union, allen voran Großbritannien mit 20,3 % Anteil an den Gesamtexporten (Vorjahr: 20,5 %), gefolgt von Frankreich mit 17,5 % (Vorjahr: 17,0 %) und den Niederlanden mit 9,0 % (Vorjahr: 7,6 %) Anteil an den Gesamtexporten. Die Exporte in die osteuropäischen Länder konnten von 68,8 Mio. € im Jahr 2002 auf 80,1 Mio. € in 2003 gesteigert werden und haben damit einen Anteil von 4 % an den Gesamtexporten. Wichtigster außereuropäischer Absatzmarkt für die deutsche Spielwarenindustrie bleiben die USA. 2003 wurden Waren im Wert von 71,4 Mio. € in die USA exportiert (Vorjahr: 87,9 Mio. €).

Inlandsmarkt

Der Inlandsmarkt entwickelte sich nach dem Verbraucherpanel von Intelect Marktforschung Eurotoys ausgedrückt in Einzelhandelspreisen wie folgt:

 

 

2002

 

2003

 

 

Gesamtmarkt inkl. Videospiele

traditionelles Spielzeug

Gesamtmarkt inkl. Videospiele

traditionelles Spielzeug

 

3,19 Mrd. €

2,39 Mrd. €

3,25 Mrd. €

2,39 Mrd. €

 

 

 

(+ 1,9 %)

( 0 %)

 

 

Anzahl der Beschäftigten in der Spielwaren-Industrie
(Betriebe über 20 Mitarbeiter)

 

 

2003

 

 

 

 

 

alte Bundesländer

neue Bundesländer

gesamt

 

 

11 446

1 747

13 193

 

 

(Vorjahr: 12 362)

(Vorjahr:   1 803)

(- 6,9 %)

 

 

Demographie
(Betriebe über 20 Mitarbeiter)

 

 

Geburtenzahlen:

 

 

 

 

2002

2003

 

 

719 250

706 721

 

 

 

(- 1,7 %)

 

 
Laut Bevölkerungsprognose des Statistischen Bundesamtes werden im Jahr 2050 nur noch gut 75 Millionen Menschen in Deutschland leben - soviel wie 1963. Die Anzahl der Geburten wird schätzungsweise bei 500.000 liegen. 12 Millionen unter 20-Jährigen werden 28 Millionen über 60-Jährigen gegenüberstehen - in den neunziger Jahren waren beide Gruppen mit rund 20 Millionen noch etwa gleich groß.

Traditionelles Spielzeug: Vitamin für Geist und Seele

Der private Konsum geht seit einigen Jahren kontinuierlich zurück. In diesem schwierigen Umfeld hat sich die Spielwarenbranche gut behauptet. Trotz der besonderen strukturellen Nachteile wie dem starken Geburtenrückgang und der Verkürzung des Spielalters ist die Branche mit minimalen Schwankungen stabil geblieben.

Um dieses positive Marktverhalten zu verstehen, bedarf es einer tiefer gehenden Betrachtung: Ohne Spielzeug und Spielen würden bei Kindern schmerzhafte Defizite aufbrechen, angefangen bei der Lebenslust und schnell hinführend zu Verlusten bei der sozialen Kompetenz und bei der positiven Entwicklung der heranwachsenden Persönlichkeit.

Kinder brauchen also Spielzeug. Es ist zwar kein Grundnahrungsmittel wie Essen und Trinken, aber ein wichtiges Vitamin für Geist und Seele. Dieser Ansatz wird durch den Erfolg von traditionellem Spielzeug bestätigt. Traditionelles Spielzeug muss Fantasie und das Miteinander anregen, um nachhaltig am Markt Erfolg zu haben.

Dies wird Jahr für Jahr von Spielwarenherstellern belegt, die ihre ureigene Produktlinie fahren und diese behutsam den aktuellen gesellschaftlichen Trends anpassen. Das heißt keineswegs, dass diese Hersteller konservativ sind. Sie liegen im Trend der Branche, in der über 50 Prozent des jährlichen Umsatzes mit Neuheiten gemacht werden. Und diese Innovationsfreude - von keiner anderen Branche außer der IT-Branche erreicht - sorgt natürlich Jahr für Jahr für Überraschungen. Die gelungensten und erfolgreichsten sind sicherlich die Preisträger der verschiedenen Wettbewerbe und Ausschreibungen wie der „Innovation Award“ der Spielwarenmesse, „Das Goldene Schaukelpferd“ vom Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie, und der Zeitschrift „Familie & Co“, der „Designpreis Holzspielzeug“, das „Spiel des Jahres“ und die „Top Ten“ des Bundesverbands des Spielwareneinzelhandels.

Der eigentliche Überraschungsartikel der Saison heißt aber SCOUBIDOU. Die Fäden hat schon Sascha Distel in den 70er Jahren besungen. In diesem Jahr haben sie den deutschen Markt erobert von 0 auf ca. 50 Millionen Euro. Sie sind auch ein lebendiger Beweis dafür, dass die 8- bis 14-Jährigen fürs Spielen keineswegs verloren sind. Sie brauchen eben ihr Spielzeug und dafür lassen Sie gern ihr Taschengeld springen.

Auditierung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern

Seit Jahren fordern Menschenrechtsorganisationen, in Deutschland angeführt von MISEREOR, menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von Spielzeug. Am meisten betroffen sind Arbeitsplätze in China, dem größten Spielzeugproduzenten der Welt.

Der Deutsche Verband der Spielwaren-Industrie (DVSI) ist seit langem der Auffassung, dass „menschenunwürdig hergestelltes Spielzeug nicht in Kinderhände“ gehört, und brachte sich deswegen frühzeitig in die Arbeit des Code of Conduct von ICTI (International Council of Toy Industries), dem Spielwarenweltverband, ein.

Der Einfluss dieser Bemühungen auf die Arbeitsbedingungen bei den Herstellern blieb solange gering, bis den Einkäufern von Spielzeug ein Instrumentarium zur zuverlässigen Vorort-Kontrolle an die Hand gegeben wurde. Hierfür hat ICTI im Jahre 2003/2004 ein System von Auditierungen und Zertifizierungen menschenwürdiger Arbeitsbedingungen entwickelt.

Zeitgleich hat der DVSI im Herbst 2003 eine Initiative zur Selbstverpflichtung seiner Mitglieder gestartet. Auf Anhieb haben sich 12 Mitgliedsfirmen verpflichtet, ihre jeweils zwei wichtigsten Lieferanten in China auditieren zu lassen. Nach einem Jahr haben bereits 21 Mitgliedsfirmen mehr als 40 Hersteller, vor allem in China, über ein neutrales Institut überprüft. Die Mehrzahl dieser Hersteller hat sich dem ICTI-Zertifizierungsprozess angeschlossen. Mit Hilfe des ICTI-Zertifikates können sie jedem Abnehmer belegen, dass die Arbeitsbedingungen nach umfangreicher, kompetenter und unabhängiger Prüfung menschenwürdig sind.

Die Mitgliedsfirmen des DVSI haben sich mit dieser Aktion international an die Spitze gestellt. Andere Länder werden dem Beispiel folgen, so dass das Ziel, „menschenunwürdig hergestelltes Spielzeug gehört nicht in Kinderhände“ zunehmend erreicht wird.

Das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG)

Auf der Basis einer EU-Richtlinie arbeitet das Umweltministerium an einem „Elektroschrottgesetz“, das 2005 eingeführt werden soll. Der DVSI akzeptiert dies grundsätzlich - aber nicht zu den dort genannten Bedingungen. So sollen beispielsweise die Modelleisenbahn und jegliches Spielzeug, das eine Batterie enthält, mit einer immensen Schrottbürokratie und entsprechend hohen Kosten belastet werden. Nach dem vorliegenden Referenten-Entwurf müssten diese Spielwarenhersteller jährlich mehrere Tausend Euro bezahlen - und zwar bevor das erste Spielzeug im Schrott gefunden, geschweige denn entsorgt ist. Im Verhältnis zu unserer elektrifizierten Umgebung ist Spielzeug im Elektroschrott so stark vertreten, wie die Nadel im Heuhaufen. Zudem hat es wohl kaum eine Modelleisenbahn gegeben, die im Müll gelandet ist. Im Gegenteil: je älter eine Lokomotive ist, um so wertvoller wird sie. Das zeigen die Auktionen, die inzwischen sogar international stattfinden. Hier versucht der Gesetzgeber aus einem wertvollen Sammelgut ein Stück für die Mülltonne zu machen.

Ein erstes positives Signal hat jetzt der Bundesrat gesendet und die Argumente des DVSI aufgenommen. Es bestehen gute Chancen, von der Verpflichtung des ElektroG befreit zu werden, wenn nachgewiesen werden kann, dass die Produkte im Elektromüll nicht vorkommen.

Diese - selbstverständliche - Ausnahme hat aber noch keinen Eingang in den Gesetzestext gefunden.