Aus dem Kölner Stadt Anzeiger vom 24. April 2003

Wo Teddy nicht geknuddelt wird

von Kirsten Boldt


Wasser-Jo-Jos - bei Kindern heiß begehrt, von den Spielzeugprüfern des Tüv Rheinland abgelehnt.

Wohl kaum ein Spielzeug wird in jüngster Zeit so oft lang gezogen, aufgeschnitten und mit diversen Chemikalien traktiert wie die handlichen Wasser-Jo-Jos. Nicht die vielen begeisterten Kindern, die die Gummibälle inzwischen millionenfach zum Fliegen bringen, haben ein Interesse daran, sondern naserümpfende Erwachsene, denen die bunten Glubberkugeln schlichtweg zu sehr stinken oder die das eine oder andere Kind schon von einem bedrohlich eng gezogenen Gummiband um den Hals befreien mussten. In den Prüflabors des Tüv Rheinland kamen Chemiker und Ingenieure zu einem für Kinder traurigen Ergebnis. Christina Reiners, Leiterin der Abteilung Spielzeug im Institut für Produktsicherheit: „Wir empfehlen den Import der Wasser-Jo-Jos nicht mehr.“ Eine Empfehlung, die sich den neuesten Warnhinweisen des Landesamtes für Arbeitsschutz anschließt.

Für ein generelles Verbot des Spielzeugs reichten die Untersuchungsergebnisse nach ihren bisherigen Erkenntnissen nicht, so Reiners: „Das Problem ist, dass es mehrere Hersteller dieser Wasser-Jo-Jos in Asien gibt. Einige bieten Produkte an, die vollkommen ungiftig sind und von deren Schnur keine Strangulationsgefahr ausgeht. Es gibt aber auch Fertigungen, die giftige Flüssigkeiten beinhalten und deren Gummischnur Erdrosselungsgefahr bietet. Das Problem ist, dass die Unterschiede für Käufer nicht erkennbar sind. Deshalb die allgemeine Warnung.“

Wollen Spielwarenhändler den Kunden eine Unbedenklichkeit ihres Angebots garantieren, kommen sie kaum darum herum, Waren selber testen zu lassen. Das CE-Zeichen ist kein Sicherheitszeichen, sondern muss seit 1991 von Herstellern auf den Produkten angebracht werden, die in Europa vertrieben werden. Es besteht allerdings keine Prüfpflicht. Dagegen zeigen das GS-Zeichen und das „Tüv-Proof-Zeichen für zertifiziertes Spielzeug“ an, dass die Ware getestet wurde, auch auf vorhersehbare andere Nutzungsmöglichkeiten hin - und die sehen bei jeder anders aus.

Eine lange Nase zieht
Christina Reiners
diesem Teddy, bevor er
seine TÜV-Plakette erhält

Spaß mit Wasser-Jojo.

 

In den Regalen des Tüv lagern jede Menge Spielzeugneuheiten, die Hersteller und Großhändler doch einmal kritisch unter der Lupe sehen wollen. Teddynasen müssen neun Kilo Zugkraft standhalten können, Farben auf Holzspielzeug ungiftig sein und Fahrräder bei Stürzen nicht plötzlich scharfen Kante aufweisen. „Am stärksten überprüft wird Spielzeug für Kinder bis drei Jahre“, so Reiners. Aber auch gefährlichere Beschäftigungsmöglichkeiten wie Experimentierkästen sind markttauglich, wenn der Hersteller die entsprechenden Warnhinweise und Vorschriften zum Umgang mitliefert. „Fehlt auf Verpackungen sogar das CE-Zeichen, dann sollten Eltern lieber ganz die Finger vom bunten Kindertraum lassen. Dann wird es auch kein Alptraum.“