Quo Vadis LGB?

Brandora Redaktion - Mai 2007

 
Wieder neue Wendung, mit Chancen für den Standort und die Mitarbeiter

Am Montag ist die gesetzte Frist für das Übernahmeangebot der Intro GmbH, des Nürnberger Unternehmers Rudolf Wöhrl, ohne Reaktion der Gläubigerbanken abgelaufen. Der Projektleiter von Intro, Dietmar Langner teilte daraufhin mit, dass die Akte geschlossen wurde und es auch keine Nachbesserung des 7,5 Mio € Angebots mehr geben würde.

Der Insolvenzverwalter von LGB, Steffen Goede gab aber in Presseberichten der Intro GmbH die Schuld für das Scheitern der Verhandlungen: "Wir waren auf einer Linie und es sah so aus, als würde sich ein für beide Seiten akzeptabler Kompromiss finden lassen". Vergangene Woche habe sich aber laut Goede der potentielle Käufer wieder so weit von den erarbeiteten Ergebnissen entfernt, dass keine Möglichkeit auf eine Einigung mehr bestand. Wöhrls Investmentfirma war bis dato der einzige Interessent, der die Produktion und damit auch die meisten Mitarbeiter in Nürnberg erhalten wollte.

Das Bankenkonsortium wollte dann am Dienstag tagen, mit der Hoffnung das endgültige Ende von LGB noch abzuwenden. Im Pokerspiel um die Rettung des insolventen Modellbahnbauers LGB spielen die Gläubigerbanken nach Einschätzung der Stadt Nürnberg nicht mit offenen Karten. Die Mehrheit der fünf Kreditinstitute müsste letztlich die Verantwortung tragen, falls die Übernahme des schwer angeschlagenen Nürnberger Traditionsunternehmens durch den ehemaligen Fluglinienbetreiber Hans Rudolf Wöhrl scheitere, sagte Wirtschaftsreferent Roland Fleck. Bei ihrer Sitzung am Dienstag hatten die Gläubigerbanken eine Entscheidung dann erneut vertagt!

Als ernsthafte Interessenten waren am Mittwoch noch Piko und das Beteiligungsunternehmen Kingsbridge Capital, denen auch schon Märklin gehört, im Boot. Kingsbridge hatte allerdings schon durchblicken lassen, dass sie zwar Interesse an der Marke, aber weniger am Standort und den Mitarbeitern haben. Mehr als 15 Mitarbeiter sollten nicht zu Märklin wechseln. Piko schien dem Insolvenzverwalter noch nicht einmal einen Anruf wert: "Wir wissen nicht, was wir ihm getan haben, aber er scheint uns ignorieren zu wollen.", sagte Piko Geschäftsführerin Ortrun Wilfer der Nürnberger Zeitung. Piko wollte den Standort laut Medienberichten "zumindest zunächst einmal" sichern und auch mehr Mitarbeiter übernehmen als Märklin/Kingsbridge.

Angesichts der Zurückhaltung im Bankenpool gegenüber dem letzten Angebot von Intro war die Chance auf eine standorterhaltende Lösung und für die Rettung von zumindest über 100 Arbeitsplätzen bei LGB also drastisch gesunken. Aber am Donnerstag kam dann zusätzlich zu den bisher verbleibenden Angeboten eine weitere neue Offerte:

Die LGB of America machte jetzt für Firma und Immobilien ein Angebot, das sich sehr nah an der am 16. April 2007 beim Krisengespräch im Wirtschaftsministerium erarbeiteten Kompromisslinie bewegt. Damit müsste das neue Angebot auch betriebswirtschaftlich für die Banken akzeptabel sein. Zudem enthält das neue Angebot von LGB of America eine Perspektive für den Erhalt von über 100 Arbeitsplätzen bei LGB in Nürnberg.

Vor diesem Hintergrund erklärt der Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg, berufsmäßiger Stadtrat Dr. Roland Fleck: „Ich bitte die Gläubiger-Banken im Pool, dieses Angebot kurzfristig zu prüfen. Des Weiteren appelliere ich an alle Poolbanken, nun den Weg für eine in Nürnberg standorterhaltende Lösung und damit für die Rettung von über 100 Arbeitsplätzen kurzfristig frei zu machen!“

Bleibt nun abzuwarten, wie sich Banken und der Insolvenzverwalter verhalten. Am unglücklich operierenden Steffen Goede ist die Kritik in den letzten Tagen lauter geworden. Ihm ist auf jeden Fall anzulasten, den Kauf durch den "Wunderretter Hermann Schöntag", nach der ersten Insolvenz im vergangenen Herbst, nicht genügend geprüft zu haben. Es schien doch sehr dubios, was da um den Eigentümer des "Rasenden Roland" an Traumwelten aufgebaut wurde. Waren die Probleme, die zur erneuten Schieflage führten nicht schon viel früher - oder bereits vor dem Verkauf - abzusehen? Der Insolvenzverwalter muss sich wohl Fragen gefallen lassen!

Auch das Bankenkonsortium scheint nicht mit offenen Karten zu spielen - aber das muss es auch gar nicht. Auf jeden Fall spielt Goldmann Sachs eine sehr große Rolle, die 49% an Märklin - einem Kaufinteressenten - halten. Das Investmentunternehmen mischt über die 100%ige Tochter Archon Capital (ehem. Delmora Bank) im Bankenpool mit und hatte zudem die Ansprüche der IKB - Deutsche Industriebank gekauft. Sollte es also wirklich einen anderen Käufer als Kingsbridge/Märklin geben?