Aus dem Klner Stadt Anzeiger vom 16. April 2003

Ein Gummiball im Osternest
- das wre voll krass

von Kirsten Boldt
Bilder: Rakoczy

 

Ein kleines handliches Spielzeug fasziniert Kinder - und freut den Handel.

Uahh, was fr ein Schwabbel in der Hand, stinken tut das Ding auch, jedenfalls, wenn es neu ist. Und trotzdem - es ist wohl das begehrteste Osterei, das der Hase in diesem Jahr den Kids in die Nester legen kann. Tennisballgro, glibberweich, mit Gumminoppen, quietschpink, grell orange, giftgrn oder auch gruftig schwarz und an einem halben Meter nudeldicken Bungee-Bandes, das gaaaanz lang werden kann, wenn der Ball weggeworfen wird. Es nennt sich profan Wasser-Jojo - wegen seiner Fllung - und kann wie ein Jojo in Schwung gebracht werden. Aber eben auch noch anders. Und das ist es wohl, was die Kinder daran so lieben. Das Wasser-Jojo ist zurzeit der Renner, przise gesagt voll krass - und seit drei Wochen nicht mehr lieferbar.

Dieses kleine Spielzeug zum taschengeld-vertrglichen Preis von einem Euro neunundneunzig verzckt nicht nur Kinder, sondern ebenso den Handel. Das ist der reine Wahnsinn. Es toppt noch die Tamagotchi-Welle vor einigen Jahren, als die Leute vor den Geschften Schlange standen, erzhlt ein Spielzeug-Grohndler. Wir kommen einfach nicht mehr nach. Dieses Zugpferd tut dem Einzelhandel nach der Flaute richtig gut. Jetzt sind bundesweit schtzungsweise zwei Millionen Jojos verkauft worden. Wir rechnen mit einem Absatz von sechs bis acht Millionen.

Bei Spielwaren Feldhaus gingen die letzten Gummiwunder am langen Samstag ber die Theke. Und die waren gerade erst vier Tage zuvor gekommen. Wir haben Anfang Mrz an einem Tag 1200 davon verkauft. Der Erfolg ist einfach unglaublich, sagt Geschftsleiter Stefan Silberberg. Dabei habe ich die muffigen Dinger zunchst rundweg abgelehnt, als sie mir Anfang November angeboten wurden. Erst als im Februar immer mehr Kinder danach fragten, habe ich reagiert. Wann jetzt die nchste Lieferung kommt, wei Silberberg nicht. Die Wasser-Jojos sind Made in China, und die Schiffe mit der begehrten Ladung liegen im Rotterdamer Hafen fest: Wegen des Irak-Krieges dauern die Zollberprfungen jetzt unkalkulierbar lange.

Auch der Grohndler hatte die Glubsch-Kugeln anfangs zurckgewiesen: So einen Mist kann man nicht verkaufen, dachte ich. Dennoch hatte er im Februar eine Palette geordert, weil das von einem vertrauenswrdigen Hndler als was Tolles angepriesen worden war. Er bot sie verschiedenen Kiosken an, nur mal so zum Probieren. Es lief sofort. Nach drei Tagen bestellten die Inhaber schon die doppelte Menge.

Die Jojos haben es vor allem Kindern im Grundschulalter angetan. Damit der Flubberball auch schn in die Hand zurckflutschen kann, hat das Band eine kleine se am Ende, gerade passend fr die Finger von Fnf- bis Zehnjhrigen. Die lassen die Kugel ber den Boden kreisen und hopsen darber, lassen den Ball abwrts sausen und fangen ihn wieder auf (easy), schnellen ihn lssig zur Seite (besonders cool) oder lassen ihn im weiten Schwung um den Krper fliegen (fesselnd).

Wer eine Beule aus dem Gummiball presst, der kann unter der dnnen Haut das Gehirn entdecken, so sehen es jedenfalls die Kinder, wenn sie die perlmuttartig schimmernden Seifenschlieren im Wasser sehen. Platzt der Ball, strmt Seifenlauge aus. Die ist nicht giftig. Die Ware hat das CE-Prfsiegel fr Sicherheit und entspricht europischen Bestimmungen, versichert der Grohndler.

Nur nicht den Kopf hngen lassen, wenn sich in der Innenstadt keine Jojos mehr auftreiben lassen und auch die Kioske passen mssen. Vielleicht hat ja ein Schiff schon lngst beim Osterhasen angelegt.